Die Abseite

Ein Gedicht von Sonja Dworzak
In mir ein Keller,
mit morscher Treppe,
den keiner betritt.
Nicht einmal ich.

Ich lag dort,
im eigenen Schatten verräumt,
die Gedanken
— wie Spinnen in alten Gläsern —
bezirzten sich selbst
und fluchten mir.

Die Welt,
aus dem Ruder gelaufen,
stand still
vor meiner Tür.
Kein Eintritt. Kein Austritt.
Nur das Gedächtnis,
das mit rostigem Löffel
an die Wand kratzte.

Ich durfte nicht hin,
durfte nicht helfen,
nicht halten,
nicht schreien.
Sie sagten:
Bleib,
du bist nicht gemacht für das Licht.

Und also blieb ich.
Schrieb Namen
in den Staub
mit zitternder Kuppe
meines Zeigefingers.
Sie zerfielen noch
bevor ich sie lesen konnte.

Ein gutes Ende?
Gab es nie.
Nur das Grollen
hinter Stirnknochen,
ein leises, nasses Ticken
aus dem Riss
unter der Zeit.

Denn auch die Hoffnung
war längst verpackt
in Zeitungspapier
und auf dem Dachboden
vergessen worden.












SDR

Informationen zum Gedicht: Die Abseite

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-
01.07.2025
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