Der Winter

Ein Gedicht von Marcel Strömer
Der Wind bellt über die Baumkronen. Er weiß nicht wen er damit meint. Unter ihm lernen halb verhungerte Jungtiere im Kampf um die besten Futterplätze des Waldes zu bestehen. Mit ihren weichen Samtpfoten umschlingen sie unschuldig die trockenen Brombeerblätter, während die Eisberge kalben. Im Angesicht des eisigen Winters ist ihnen das Gefühl satt zu sein verlorengegangen. Eingesperrt in der Enge des gläsernen Schneewittchensargs schlafen ihre süßen Träume nackt und unschuldig unterm Schnee. Barfuß lief auch er damals ans Meer um seinen Liebeskummerfrust abzulassen. Am Ufer der Sehnsucht gestrandet, dürstete es ihn so sehr und er fand Gefallen daran zu leiden. In Gedanken lag er im Sterbehaus nach seiner Selbstverbrennung. Das Wasser ist Heilsbringer oder Dämon verriet ihm ein erfahrener Seemann. Seitdem spricht er noch immer kein Wort, hört nicht mehr hin. Er wartet auf das Wunder der Glut.



© Marcel Strömer
(Magdeburg, den 09.01.2017)

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Informationen zum Gedicht: Der Winter

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09.01.2017
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