Der Untertan

Ein Gedicht von Michael Jörchel
Nun liegt es da, das dumme Schwein,
zerschunden, blutig und im Dreck.
Ich trete schnell noch auf ihn ein,
verlasse dafür mein Versteck.

Dort war ich bis der Kampf vorbei,
der Sieger zeigte sich geschwind.
Wer? Das ist mir einerlei.
Ich häng mein Fähnchen in den Wind.

Den Gegner haben wir besiegt.
Seine Meinung war nichts wert.
Er hat verdient, was er gekriegt.
Wir haben ihn verhöhnt, entehrt.

Unsere Meinung, ja, die zählt.
Ich bin auf eurer Seite.
Wird auch dafür ein Mensch gequält,
so stört es mich nicht weiter.

Und weht einmal ein anderer Wind
um uns niederzustrecken.
Dann wird es Zeit und zwar geschwind,
mich wieder zu verstecken.

Dann bin ich still und bleibe liegen,
bis der Kampf entschieden ist.
Ich gehöre zu den Siegern.
Bei den Verlierern sein, das ist doch Mist.

Nun liegt es da, das dumme Schwein,
zerschunden, blutig und im Dreck.
Ich trete schnell noch auf ihn ein,
verlasse dafür mein Versteck.


© Michael Jörchel

Informationen zum Gedicht: Der Untertan

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16.07.2011
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