Der Streit

Ein Gedicht von Harald Manzei
Es waren einmal
Gefühl und Verstand
und die konnten sich
nicht leiden.
So standen sie sich
jeden Tag gegenüber,
andauernd sich schlagend,
die Beiden.

Beide hatten
die gleichen Waffe,
das Denken
mit doppelter Klinge,
und so schlugen sie sich
Tag ein Tag aus,
als ob
eine Lösung gelinge.

Doch eines Morgens
wachten sie auf
und das Denken
war plötzlich weg.
Sie suchten die ganze
Umgebung ab,
doch das hatte
überhaupt keinen Zweck.

Betrübt setzten sie sich
auf einen Stein,
beraubt
all ihrer Waffen.
Was würden sie jetzt
den ganzen Tag
ohne das
Denken machen?

Der Verstand fragte:
"Was sollen wir jetzt tun,
ich würde Dich
gern begreifen?"
Worauf das Gefühl
erwiderte:
"Dann darfst Du
nicht an mir zweifeln."

Und so sprachen die Beiden
sich richtig aus,
bedacht,
sich zu tolerieren.
Einer hörte
dem Anderen zu
und man begann
sich zu kapieren.

Und eines Tages
kam ein Mann des Weges,
das Denken
als Schwert dabei.
Gefühl und Verstand
begrüßten ihn
und erzählten,
was geschehen sei.

Der Alte tat
darauf hin
das Schwert
aus dem Halfter ziehn
und bat dabei
Gefühl und Verstand
sich vor ihm
niederzuknien.

"Hiermit schlage ich Euch,"
so sprach der Mann,
die Beiden von den Worten
hingerissen,
"Dich, Gefühl,
und Dich, Verstand,
zu Vernunft
und Gewissen!"

Informationen zum Gedicht: Der Streit

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22.01.2012
Das Gedicht darf unter Angabe des Autoren (Harald Manzei) für private Zwecke frei verwendet werden. Hier kommerzielle Anfrage stellen.
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