Der Raabe

Ein Gedicht von Achim Hüther
Guten Tag, ich bin der Raab´.
Nein, nicht der Fernseh-Raaab.
Ich bin der Raabe der im Friedhof wohnt.
Gleich vorne beim großen Kreuz, wo sich meine
Raabenfamily auch sonnt.

Ich höre von dort oben die Totenglocke läuten
stets um vier,
Mein Gott, ist das alles traurig hier!
Als Totenvogel gelte ich, weil raabenschwarz ich bin.
Schon den alten Barbarossa im Kyffhäuser,
umkreisten Raaben ihn!

Nun, ich bin fast 80 Jahre alt,
Und kenne wohl alle Bäume im Friedhofswald.
Ob ich glücklich bin? Was fragst Du mich?
Ja und nein, genug zu fressen habe ich!

Aber eines möchte ich Dir sagen, oh´ Menschenkind.
Nachts, wenn das Mondlicht über die Gräber
huscht geschwind,
Sehe ich die Geister der Toten aufersteh´n
Und höre auch, wie sie über den Friedhof geh´n!

Es ist nichts zum fürchten, sie sind einfach noch da,
Weil ihre Verwandten sie festhalten, bleiben sie
der Erde nah!
Also, laßt die Toten los, wo immer sie jetzt sind,
Das was in der Erde ruht, ist wie der Wind!

Der lebende Körper war nur das Boot gewesen,
Am anderen Ufer angekommen, wird er nicht mehr
gebraucht und kann verwesen!
so, das war es, was ich euch sagen wollte,
der Toten bezüglich.
Genießt noch die Tage, die Jahre, die Zeit
und seid glücklich!

Informationen zum Gedicht: Der Raabe

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22.01.2013
Das Gedicht darf weder kopiert noch veröffentlicht werden.
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