Der Munitionsberger

Ein Gedicht von Wolf-Rüdiger Guthmann
Ein Mann in einem Erdloch saß
und lächelte, als hätt er Spaß.
Dabei lag neben ihm im Sand
ne Bombe, die der Bagger fand.
Fünfhundert Kilo, fast zehn Zentner,
die sie gebaut sind auch nicht mehr Rentner.

Caramba hilft meist den Rost zu lösen,
von den Zündern, diesen Bösen.
Mehrere oft im Mantel stecken
und vielleicht ihren Zündpunkt checken.
Sie sollten einst Gebäude treffen,
Autos, Tiere, Nichten, Neffen.

Doch sie bohrten sich in Heidesand,
dort gab es nicht viel Widerstand.
Sie stecken manchmal ganz schön tief,
Zünder nach unten und dann schief.
Die Erde unter manchem Schuppen
könnte als Fundort sich entpuppen.

Statt Bombentrichter zu entmüllen,
ließ man sie mit Blindgängern füllen.
Jahrzehnte lang war dort Betrieb
und das Explosive verborgen blieb.
Doch dann war ein Neubau geplant
und keiner hat etwas Böses geahnt.

Bis die große Baggerschaufel kam
und sich eine der Bomben nahm.
Der Baggerfahrer hat sich zwar eingek…,
aber sie wieder an Ort und Stelle gepackt.
Und dann der Mann im Erdloch saß,
vielleicht sein letztes Brötchen aß.

Mit der Kinderschippe vom Fritze
grub er frei die Bombenspitze.
Und plötzlich, kaum zu verstehen,
uns blieb das Herz fast stehen,
erscholl aus dem Loch der Schrei:
„Der Zünder fehlt, es ist vorbei.“

Alle, die sich nähern durften,
schnell hinrannten und nicht schlurften.
Die Bombe wurde aufgebahrt
und dann der Presse offenbart.
Dem Bauherren war wieder zum Scherzen,
denn ihm fiel ein Stein vom Herzen.

Für alle, die sich eingeladen hatten,
gab es zum Dank kalte Platten.
Große Reden hielten Dame und Bube,
direkt an der offenen Grube.
Als alles Volk dort trank und aß,
unser Mann wieder in einem Erdloch saß.

15.08.2015 © Wolf-Rüdiger Guthmann

Informationen zum Gedicht: Der Munitionsberger

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15.08.2015
Das Gedicht darf unter Angabe des Autoren (Wolf-Rüdiger Guthmann) für private Zwecke frei verwendet werden. Hier kommerzielle Anfrage stellen.
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