Der €

Ein Gedicht von Lisa Nicolis
In einer Taschenritze liegt er rum,
das ist dem armen Euro manchmal dumm.
Er ist ja auch nicht mehr so frisch und blank
wie diese neuen Euros in der Bank.

Gewesen war er dafür überall,
bei einem Scheich im Seidenfutteral.
Dann kam er zu dem Prinzen in Bahrein,
der warf ihn in den Trevibrunnen rein.

Dort holte ihn ein Jünger dieser Stadt,
der Münzen aus dem Nass zu holen hat
und steckt’ ihn heimlich in sein Portmonee,
und fuhr im Urlaub Ski im frischen Schnee.

Das war in Davos, da wo’s hatte Reiz,
die Euros auszugeben, in der Schweiz.
Es steckte dann der Euro mittendrin
im Schürzchen einer hübschen Kellnerin.

Die kaufte sich ein Buch in Appenzell,
der Buchhändler bei Fielmann ein Gestell.
Dem fiel, man glaubt es kaum –er, stolz im Frack-
der Euro aus dem Loch im Hosensack.

Gefunden hat den Euro, vor der Tür,
mein Nachbar und der hat leider Hartz IV.
Doch dieser, nobel, schenkte ihn dann mir,
einfach nur so, ein freundliches Pläsier.

Der Euro steckte tief im Täschchen drin
und weil ich doch kein herzlos Menschlein bin,
hab ich ihm Freiheit heut im Shop geschenkt,
dass er an mich mit großer Wehmut denkt.

© Lisa Nicolis

Informationen zum Gedicht: Der €

15 mal gelesen
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11.12.2025
Das Gedicht darf unter Angabe des Autoren (Lisa Nicolis) für private Zwecke frei verwendet werden. Hier kommerzielle Anfrage stellen.
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