Das Meer

Ein Gedicht von Lisa Nicolis
In Cinque Terre ist’s Morgen.
Ich hab so viel Grau im Gesicht
und bin noch in Nebel geborgen,
ich finde die Sonne noch nicht.
Die Wolken bedecken den Himmel.
Vom Turm kommt ein Sonntagsgebimmel.

Es hat mich zu ihm gezogen,
es fühlt meine Sehnsucht, ich weiß.
Ich wollte nichts Seichtes, wollt Wogen,
heut ist’s mir zu farblos, zu leis.
Doch plötzlich da lösen sich Böen
aus felsigen duftschweren Höhen.

Ich warte geduldig am Strande.
Erst holt es den Nebel noch ein,
dann rollt’s sich im goldigen Sande,
es züngelt hinauf auf’s Gestein.
Als wollte es mich nun begrüßen,
treibt’s kühl und türkis mir zu Füßen.

Es färbt sich für mich blau und jaden.
In seinen so himmlischen Schein
versinken die Strahlenmyriaden
bis tief in die Fernen hinein.

Die Gischt mit den silbernen Schäumen
erhascht mich beim seligen Träumen.


Lisa Nicolis

Informationen zum Gedicht: Das Meer

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13.11.2025
Das Gedicht darf unter Angabe des Autoren (Lisa Nicolis) für private Zwecke frei verwendet werden. Hier kommerzielle Anfrage stellen.
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