Blumenrote Schwärze

Ein Gedicht von Max Vödisch
Eine schwarze Mauer, blumenrot,
steht stumm im Tal von Traum und Not.
Kein Wort erklärt, warum sie steht,
nur Schweigen, das durchs Denken geht.

Sie teilt kein Land, sie teilt den Blick,
hält manchen fest, treibt ihn zurück.
Was hier beginnt, ist dort nicht wahr,
der Weg verschwimmt, das Ziel bleibt klar.

Aus Stein gebaut, aus starrer Pflicht,
trägt sie ein fremdes, kaltes Licht.
Sie spricht von Ordnung ohne Klang,
von Recht, das kühl ist, ohne Drang.

Wo sie nun wächst, gedeiht ein Drängen,
ein leiser Ruf in engen Gängen.
Denn jede Grenze, hart und schwer,
gebiert das Fragen immer mehr.

So steht sie da – ein stummes Genie,
das denkt in Form und ruht im Nie.
Sie lehrt uns nicht durch ein klares Wort,
sie zwingt den Geist an jenen Ort.

Wo Zweifel mehr als Antwort gilt,
wo Sinn sich nicht, doch Denken füllt.
Ob Mauer, Spiegel oder Tor –
das fragt sie nicht. Sie steht davor.

Informationen zum Gedicht: Blumenrote Schwärze

3 mal gelesen
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23.12.2025
Das Gedicht darf unter Angabe des Autoren (Max Vödisch) für private Zwecke frei verwendet werden. Hier kommerzielle Anfrage stellen.
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