Blick

Ein Gedicht von Georg Babioch
Ich schaue durch deine wundersamen blauen Augen
Und durch sie auf die ganze Welt;
Und ich meine, daß sie herrlich an mir saugen,
Wo immer ich steh, ich, Dein treuer Liebesheld.

Ich schaue durch deine blonden locken,
Derweil ich Dunst inhaliere,
Ich blicke auf wässrige Fische, sie locken
Mich auf den wässrigen Grund, wo ich weiterstiere.

Ich schaue auf dein weißes Näschen,
Und schon bin ich hinweggeräumt;
Dann zählten wir im Walde die Häschen
Und achteten darauf, daß nicht eines versäumt.

Ich schaue auf Deine hungrigen Lippen,
Und liebe dabei, ganz einerlei.
Ich denke dabei, die müßte nun ich antippen,
Mit meinen Lippen, den beiden, den zwei.

Ich schaue auf dein Gesichtchen, dies helle
Und bekomm dabei keine Ruh,
Und blicke erneut auf die Welle
Des Lichtes, und beides schaut mir zu.

Ich schaue und will nicht wegblicken
Und blicke dich nocheinmal an.
Ich zähle im Abenddunst die Mücken
Und freue mich auf das "Nun wieder wann !?"

Ich schaue und ergründe dich tiefer,
Was eine Frau wohl an sich hat.
Ich koste, es duftet nach Kiefer
Und atme schon Feigenblatt.

Ich schaue und sichte deine Berge,
Die niemand bestiegen hat.
Ich taste und taste zwei Zwerge,
Bedecke mit Feigenblatt.

Ich schaue und stiere in Wintern,
Der damenhaften Zier es auch ist.
Ich glaube, ich fühl Deinen Hintern,
Daß du es doch längst noch nicht bist.

Ich schaue und schnür deine Senkel,
Die deine Galoschen umschnürn.
Ich meine, es sind deine Schenkel,
Die meinen Körper verziern.

Ich schaue und taste zwei Waden
Und meine, daß es deine sind.
Ich hülle mich mit ihnen in Schwaden,
Sie nebeln mich und machen mich blind.

Ich schaue und achte, du atmest
Und zähle dabei bis acht.
Du atmest wie ein Vöglein im Korbnest,
Ganz heftig, zumeist jedoch sacht.

Ich schaue und hör deine Stimme
Und höre noch einmal hin.
Ich denke, ich müßt jetzt verglimmen,
So wenig ist mir noch im Sinn.

Ich schaue auf deine Gestalten
Und stelle mich neben dich.
Ich denke, nun dies waren die alten
Zeiten, laß mich jetzt bloß nicht im Stich.

Ich schaue und bin wie verwandelt
Und achte schon gar nicht mehr drauf.
Wie sehr habe ich schon verhandelt
Mit der Zeit und dem Weltenverlauf.

Ich schaue und kose die Zeiten
Und habe mich nicht verküßt.
Ich blicke in Ewigkeiten,
Du weißt doch - weißt du? Ihr wißt!

Ich schaue und atme die Wellen,
Die du ganz einfach ausfährst.
Ich blicke ganz lose Gesellen,
Die mein Körper, aber auch du ernährst.

Ich schaue und stiere auf Lippen,
Auf Augen, Näschen und Licht.
Ich achte drauf, daß wir nun wippen,
Gemeinsam auf´s Schaukeln erpicht.

Ich schaue ein letztes Male,
Wie wir uns gemeinsam sind.
Ich erblicke uns liegend im Saale,
darüber die Sonne, der Wind.

Informationen zum Gedicht: Blick

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17.07.2012
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