Bin ich Mädchen oder Junge - Teil II

Ein Gedicht von Heinz Säring
Der Vater kam spät in der Nacht von der Schicht,
Janet hatte dafür das Essen gericht't.
Es brannte bis früh um halb drei noch das Licht.
Das schreckliche Unglück, sie ahnten es nicht.

Man hat dort fast tausend mal Vorhaut beschnitten,
noch nie hat ein Kind einen Unfall erlitten.
Es gab auch speziell eine Kinderstation,
man war sich ganz sicher, die machen das schon.

Sie schliefen noch morgens, da klingelte schon
aus der Klinik recht zeitig das Haustelefon.
Sie sollten gleich kommen, so ward informiert,
es sei heute leider ein Unfall passiert.

Im Zimmer des Arztes - die Zeit zog sich hin -,
bis schließlich dann der Doktor Huot erschien,
und auf Janets Frage, sie war stark berührt:
"Bei Bruces Beschneidung ist etwas passiert."

"Was heißt das?" fragt Janet , jetzt völlig gebannt.
"Es wurde dem Jungen der Penis verbrannt."
Und was sie dann sah'n ist entsetzlich gewesen!
Nie konnte das Kind von dem Schaden genesen.

Sie fuhrn mit dem Baby in die USA,
und fragten sich nachher: "Was wollten wir da?"
Nach allen Versuchen, da sahen sie ein,
der Bruce bleibt sein Leben lang immer allein.

Sie konnten auch praktisch mit niemandem sprechen,
sie hieltens geheim, wie ein schweres Verbrechen.
Der Ron zog Kollegen mal kurz in Betracht,
die haben sich drüber noch lustig gemacht!

Nicht einmal ins Kino mehr konnten sie gehen,
vielleicht hätt' die Aufsichtsfrau alles gesehen.
Sie hätte es überall weitererzählt -,
das hätte zum Unglück jetzt grad noch gefehlt!

Dem Ron kamen Albträume bald in der Nacht,
er hätte den Arzt Dr. Hout umgebracht.
Er hatte ihn oft und sehr hart an der Kehle -,
vielleicht tat das Not für die schmerzende Seele.

Bei Brian ergab sich nach einigen Zeiten,
es war gar nicht nötig, das ganze Beschneiden.
Das ließ nun das Unglück noch schlimmer erscheinen,
die Mutter, sie konnte nur bitterlich weinen.

Informationen zum Gedicht: Bin ich Mädchen oder Junge - Teil II

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18.07.2011
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