Atmosphärische Irrung
Ein Gedicht von
Eva Pietsch
Die Atmosphäre heute ist unerklärlich.
Vielleicht ist das, was sich ereignet, gefährlich.
Die Bäume stehen ganz und gar unverbogen.
Die Wolkendecke wurde beiseite gezogen.
Ein fremdes Wesen am Himmel sendet
heut’ Licht aus, das mich scheußlich blendet.
Der Mangel an Dunkelheit ist gleißend
und wirkt auf meine Netzhäute beißend.
Noch etwas, das mich entsetzt, ja - verstört:
Die Luft ist regelrecht ausgedörrt.
Sonst kommt Nässe stets seitwärts geflogen,
doch wurde der Luft alles Nass entzogen.
Weil es sich deutlich so anfühlt, glaub’ ich,
vom Einatmen wird mein Gehirn ganz staubig.
Es wird weder beschattet noch befeuchtet,
dafür aber strahlend hell ausgeleuchtet.
Was da geschieht, kommt mir nicht zupass.
Es ist weder dämmrig noch wohlig nass.
Es ist auch nicht mehr grau und kühl.
Welch ein fremdes, unangenehmes Gefühl!
Ich bin gar nicht mehr müde, oweh und ach!
Das alles da draußen macht mich hellwach.
Was ist mit dem Wachzustand anzufangen,
hegt man doch nach kaltgrauer Nässe Verlangen.
Mit dem Klima ist’s wie mit der Nase des Hundes:
Nur ein kaltes und feuchtes ist auch ein gesundes.
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