Alten Wortes - neu gedenk*)

Ein Gedicht von Tilly Boesche-Zacharow
Was kümmert´s stolzen Baum im Wald,
an dessen Stamm sich Giftwurm krallt,
der mit seiner schleim´gen Kraft
bis zu ihm es hingeschafft.
Da hängt er nun mit seinem Gifte
und verpestet gute Lüfte.
Doch des Baumes reicher Wipfel
reicht schon an des Himmels Zipfel,
von dessen Blau der eitle Wurm
erhofft sich eignen Sieg im Sturm.

Da kommt der Förster, Stirn in Falten,
sieht des Schmarotzers Eigenwalten.
Er klaubt den Wurm so tief im Walde
und wirft ihn auf die Abfallhalde,
wo es stark stinkt zu Würmleins Grämen
und es ihm ziemt, sich arg zu schämen.
Dieweil des Baumes sanftem Rauschen
Faun und Flora glücklich lauschen.

So hält der Ursprung mancher Sage
sich selbst bis heut in unsre Tage.
Die Wahrheit zeigt sich fest vernetzt:
Der Baum spürt´s kaum, was an ihm wetzt.
Es hält sich Abdruck blinden Fimmels
nie in der Nähe hellen Himmels.

So wird es bösen Würmern gehn:
Sie sind längst tot, doch Bäume wehn.
(Für F.v.B.)

*)Das geflügelte Wort, um das es geht:
Was kümmert es die stolze Eiche, wenn sich ein Borstenvieh dran wetzt!

Informationen zum Gedicht: Alten Wortes - neu gedenk*)

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01.05.2015
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