Äffische Parabel

Ein Gedicht von Hans Witteborg
Äffische Parabel

Alle Wesen dieser Welt haben Standpunkte.
Der Mensch, gedanklich getrieben, politische, religiöse, familiäre
oder z.B. fan-anitsche eines Fußball-Clubs.
Animalische Standpunkte sind instinktives getriebenes Revierverhalten
oder an den Futterstellen, um auch hier Beispiele zu nennen.
Der Standpunkt ist individuell geprägt und wird deshalb mit
Vehemenz verteidigt. Nur der eigene Standpunkt zählt. Ein Austausch
findet nie statt, was die Sachlage demnach erschwert.
Woher ich das weiß...ich bin ich!
Man kann dies auch an einer kleinen Geschichte erläutern.

In einem Zoo gebärden sich menschliche Wesen ziemlich albern
vor der Glastrennscheibe am Kapuziner Gehege. Sie schneiden
Grimassen und drücken sich an der Trennscheibe beinahe die
Nasen platt.
Der Affenchef beobachtet dies mit stoischer Verwunderung. Dann ruft er seine Gefährten zusammen und erklärt, was da s e i n e r Meinung
nach hinter der Glastrennscheibe passiert.
Er erläutert seinen Standpunkt:
„Liebe Artgenossen, wenn man den Wesen die Freiheit nimmt, dann
geschieht, was ihr da seht. Schön, dass wir frei sind und nicht so
eingeengt zusammen getrieben sind. Wir können hüpfen, springen,
klettern oder uns verstecken, ganz nach belieben, wir sind f r e i !
Schaut die armen Wesen hinter der Scheibe, eingeengt protestieren
sie mit hilflosen Gebärden gegen ihre Unfreiheit und beneiden uns.
Seid froh, dass wir frei sind.
Das war sein Standpunkt!

Vor der Trennscheibe erklärt ein Vater seinem Sohn:
„Nur wer wie wir Menschen uns nicht faul treiben lassen sondern
unseren Geist benutzt haben, sind wir nicht eingesperrt wie die
armen Wesen da drin. Eingesperrt und unfrei leben sie in völliger
Abhängigkeit! Mein Credo: nur Fleiß verhinderte ein solches Leben
wie das da drinnen!“

Zwei Standpunkte....diametral. Fest zementiert. Man kann sie
verschieden vertauschen, es ändert sich nichts ob vor oder hinter,
hinter oder vor alles ist gleich...
Alle Wesen haben Standpunkte.
Die Besucher gehen weiter, der Affenchef zieht sich weise zurück.
Ich bin ich und nur das gilt...eine schwierige Wesenverwandtschaft!
So aber ist die Welt!

Informationen zum Gedicht: Äffische Parabel

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05.11.2018
Das Gedicht darf unter Angabe des Autoren (Hans Witteborg) für private Zwecke frei verwendet werden. Hier kommerzielle Anfrage stellen.
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