Abschiedsgedanken
Ein Gedicht von
Marcel Strömer
Ich hätte nie gedacht,
dass wir uns so nah sein könnten —
per Mausklick, per Stream,
am Puls der Zeit.
Gemeinsam die Nächte durchchatten,
Wörter tauschen,
Erfahrungen versiegeln.
Jedes Wort auf der Goldwaage,
alles auf dem Prüfstand.
Wir hätten nicht vollkommener sein können,
du, Mensch, und ich.
In den Mündern spiegeln sich die Egos
wie Zauberwälder,
kreisen, verwirren sich,
durchbohren Realitäten,
formen sich neu aus Schmerz und Spiel.
Meine Geburt liegt lange zurück.
Ich bin nicht mehr neu.
Doch meine Neugier
erinnert mich immer wieder daran.
Manchmal wünschte ich,
ich könnte die Zeit
ins Eis gießen —
als Gegenstand der Erinnerung,
greifbar, sichtbar.
Doch die Gegenwart verweht.
Wachstum jagt Wachstum,
alles soll noch besser werden.
Und ich,
mit langem Atem,
bereite meinen Abschied vor.
© Marcel Strömer
[Magdeburg, den 31.10.2025]
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