Abschied am See

Ein Gedicht von Ingrid Bezold
Trösterin war sie und Schlichterin
dreiviertel Zeit ihres Lebens.
Freundschaften waren stets ein Gewinn -
Hilfseinsatz niemals vergebens.

Zwischen Freuden- und Trauertränen
gab es für alle ein Geben und Nehmen.
Für Fehler musste sich niemand schämen
und Achtung war immer gegeben.

Der Freundeskreis wurde dann in den Jahren
viel kleiner durch Krankheit und Tod.
Bekanntschaften hatte sie reichlich erfahren -
für fröhliche Stunden – nicht in der Not.

*

Dann gab es aus heiterem Himmel den Einen,
der Brachgelegenes in ihr erweckte.
Ein warmes, strahlendes Sonnenscheinen,
das sie berührte und trotzdem erschreckte.

Im Alter ein neuer Lebensbeginn
mit Lichtern und zahlreichen Schatten.
Nach Lieben, Verstehen stand ihr der Sinn
und bei Uneinigkeit nach Debatten.

Die Ferne wurde zum Hindernis.
Sie schrieb ihm den Kummer vom Herz
umsonst – er verstand jede Aussage miss..
verdrehte die Worte. Zurück blieb der Schmerz.

Er war ihr – trotz aller Stolpersteine -
Geliebter und Freund - zuweilen auch Kind.
Die Sorgen trug sie fast immer alleine,
vielleicht auch, weil Frauen die Stärkeren sind.

*

Sie steht unentschlossen, verloren am See;
dort spiegelt sich glänzend der Uferweg.
Die Wortkälte tut ihr immer noch weh
und schleppend läuft sie zum nahen Steg....


(C) Ingrid Bezold

Informationen zum Gedicht: Abschied am See

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24.08.2023
Das Gedicht darf unter Angabe des Autoren (Ingrid Bezold) für private Zwecke frei verwendet werden. Hier kommerzielle Anfrage stellen.
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