Vollmond

Ein Gedicht von Waltraud Dechantsreiter
Der Vollmond und die Sonne.
Die Sonne beschwert sich beim Mond:

Bei mir die Menschen sitzen und schwitzen,
suchen die Kühle, jammern über die Schwüle.
Suchen den Schatten, durch meine Wärme sie ermatten.
Ziehen sich in ihre Häuser zurück,
ist das Sonnenglück.

Meine es nur gut,
strahle ich mit meiner Sonnenglut!
Schicke übermütig die Hitzewellen,
lass' trotzig austrocknen die Wasserquellen.



Der Mond tröstet die Sonne:

Du bist so schön, so golden, der Menschen Wonne.
Ich leuchte in dunker Nacht, von Sternen bewacht,
sehe Kinder in großer Kälte, ohne ein Zuhaus,
heimliche Liebespaare engumschlungen, sie müssen hinaus.

Manch einer treibt mit Bedacht, sein Unwesen
und ich bin es gewesen,
der in dunkler Nacht, ihn mit Silberlicht bewacht.

Wölfe mich anheulen.
Bin so mitfühlend, sehe zu viel Elend.
Mörder verstecken sich hinter Mauern und Säulen,
attackieren ihre Opfer, mit Messer und Keulen.

Der Mond seufzt, ich weiß, du bist so heiß,
zu dir kommen sie nicht.
Die Erdenmenschen sind zu mir geflogen,
sehen es als ihre Pflicht, zertrampelten mein Gesicht.

Jetzt trösten sich Sonne und Mond
und wir werden, mit einer Erdfinsternis belohnt.

Informationen zum Gedicht: Vollmond

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08.08.2016
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