Die tote Mutter

Ein Gedicht von Waltraud Dechantsreiter
Traurigkeit hat seinen Preis,
man stirbt in Einsamkeit.
Warum legst du mir heute Blumen auf mein Grab,
wo warst du, als ich starb?

Ich saß jahrelang im Altersheim,
war mit meiner Sehnsucht nach dir allein.
Und ich habe gewartet, auf dich mein Kind,
gebetet, du kommst geschwind.

Ich weiß ja, mit alten Menschen hat man seine Plag
und das Tag für Tag.
Habe schon so viel vergessen, doch dich mein Kind,
ich blind, unter tausende von Kindern find.

Ich wollte noch so viel fragen, dir sagen,
wie lieb ich dich hab, wie stolz ich auf dich bin.
Auch wenn wir uns so lange nicht gesehen,
wir werden uns im Stillen, im Gebet verstehen:

Denn ich bin deine Mutter!

Informationen zum Gedicht: Die tote Mutter

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03.05.2016
Das Gedicht darf weder kopiert noch veröffentlicht werden.
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