Eine Fabel

Ein Gedicht von Udo Steinke
Ich frug die Schlange nach dem Weg,
sie züngelte mir die Richtung.
Ich ging über den schmalen Steg,
bis ich kam zu einer Lichtung.

Dort saß ein Fuchs am Wegesrand,
ich frug ihn gleich, wo lange es geht.
So wies er mit der linken Hand,
die Richtung, gleich wie ein Prophet.

So ging ich weiter in die Nacht,
bis eine Eule mich erschrak.
Sie hatte mich gleich in Verdacht,
dass nach der Richtung ich nun frag.

Doch weise kam sie mir zuvor
und frug mich, wohin ich wolle?
Ich sagte, dass ich mich verlor,
wisse nicht, wohin ich solle.

Ich sprach: Ich suche meinen Weg,
konnt' ihn aber nirgends finden.
Ich ging gerade und auch schräg,
sah nach vorne und nach hinten.

Doch weiß ich nicht, wo ich nun steh',
weiß nicht, wohin es mich nun führt,
Fremde, wohin ich mich auch dreh,
die Kompassnadel sich nicht rührt.

So brauch ich den Rat von ander'n.
Die, die meinen Weg wohl kennen.

Der Weg der liegt schon in dir drin,
erwiderte die Eule mir,
dein innerster, eigener Sinn,
so gehe nur hinein in dir!

So sprach die Eule und flog weg.
Ich stand nun da, der Groschen fiel,
ich war der Weisungen ganz jäck,
erkannte nun mein wahres Ziel.

Informationen zum Gedicht: Eine Fabel

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06.02.2013
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