"Grenzerfahrungen"

Ein Gedicht von Torsten Bischoff
Jetzt fährt man nur ein kurzes Stück hinaus
Und prompt steht man in einer andren Zeit
Nicht einmal tausend Meter von zu Haus
Ist wirklich überhaupt nicht weit

Aus tobender Betriebsamkeit
Da steht man nun erschrocken still
Da wirkt das, wo man herkommt, schrill
Ein Schritt in die Vergangenheit

Das ist die Zeit, die du niemals gesehen hast
Und du stehst da, betrachtest dies als Enthusiast
Das Pflaster, Dorfplatz und den Teich
Das ist so fremd und wunderbar zugleich

Die alten Läden mit dem halbverwesten Schriftzug obendrauf
Erwecken in dir ein Gefühl Geborgenheit
Gefühle dieser Arten sammeln sich im Nu zuhauf
Für all dies hättest du ganz gern das Copyright

Bewundernd fährst du die alten Baumalleen entlang
Das Kopfsteinpflaster schüttelt deine Seele - Nostalgie
Zwar fährst du vorwärts, doch du fühlst dich mehr im Rückwärtsgang
Vergangenheiten, Gegenwarten vis a vis

Hier herrscht die Ruhe, riecht man noch das Land
Und nicht viel später siehst du glatt den Bauern mit dem Pferdewagen
Du fühlst nur noch und pfeifst auf den verstand
Ergibst dich in ein unbekanntes Wohlbehagen

Die Zeit, so scheint es, hat hier einen andren Wert
Kein neongrelles Hell zerschneidet abendliches Dämmerlicht
Das alles wirkt wie aus dem Bilderbuch, so unversehrt
Und für Gefühle "ohne Worte" - ein Gedicht

Rund um Berlin , 1990

Informationen zum Gedicht: "Grenzerfahrungen"

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13.12.2016
Das Gedicht darf unter Angabe des Autoren (Torsten Bischoff) für private Zwecke frei verwendet werden. Hier kommerzielle Anfrage stellen.
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