Lebensreise

Ein Gedicht von Tilly Boesche-Zacharow
(Dir, der weiß, wen ich meine)

In einem Zug ist´s oftmals enge,
doch jeder hofft auf günst´gen Sitz.
Und inmitten vom Gedränge
auf Fensterplatz ist man meist spitz.

Auch im Express der Lebensreise,
erhält ein jeder seine Sicht,
die wird auf ureigentliche Weise
angenommen oder auch nicht.

Jedem wird der eigne Durchblick;
auf beide Augen kommt es an!
Mancher hat sehr großes Glück.
Fensterplatz war stets sein Plan.

Doch ist ein Abteil voll vernetzt,
wird oft noch einer reingeschoben,
den man ganz einfach zwischensetzt:
Perspektiven sind verschoben.

Es wägt der Blick von rechts nach link,
und er erhascht zwar beide Seiten,
doch das alles geht zu flink,
als dass es Freude kann bereiten.

Und so verpufft das schönste Ding.
Zuletzt - am Ziel - kein Bild verblieben,
es erschließt sich nie zum gold´nen Ring;
alles Grau in Grau geblieben.

Was ich damit dir sagen möchte,
womit vertreib ich dir Gespenster?
Ich denk, ich hab dazu wohl keine Rechte.
Mir wurd das Glück, ich saß am Fenster.

14.6.2015

Informationen zum Gedicht: Lebensreise

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14.06.2015
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