Glashaus

Ein Gedicht von Tilly Boesche-Zacharow
Der Mensch ist einfach eingerichtet
auf das, was er sich selbst erdichtet,
dieweilen er im Glashaus sitzt,
wo er verträumt die Stifte spitzt,
um dank seines Geistes Kraft
erreichen große Leserschaft.
Die folgt ihm dann durch Berg und Täler,
bejubelt sogar seine Fehler,
viele auch ihm hörig sind:
Sie sind gleich ihm beinahe blind.
Man spürt fürwahr den gleichen Fakt:
Wälder rauschen meist im Takt.
Doch wenn ein solcher Glasturm bricht,
ist´s der Umwelt schwer Gewicht.
Gefahr droht von dem Ungetüm!
Geschrien wird: Fort, fort mit ihm!
Ist das Glas um ihn gesplittert,
dann hört man, wie es rings gewittert.
Der Dichter macht die Augen auf
und sieht des wahren Lebens Lauf.
Die Fans sind fort, sind blind geblieben.
Jetzt liest keiner mehr, was mal geschrieben.
Sie werfen´s johlend auf den Mist,
wie`s schon mal geschehen ist.
(2014)

Informationen zum Gedicht: Glashaus

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03.10.2014
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