Chopin am Abend

Ein Gedicht von Sonja Dworzak
Die langen dunklen Abende
legen sich schwer auf dein Herz.
Das gelbe Licht der Lampen
Machen das Zimmer düst und leer.
Du suchst nach bekannten Dingen,
die dir lang schon vertraut
Und greifst nach braun gelben Blättern,
zerfranst und im fahlen Licht
kaum zu lesen mehr.

In schön verschnörkelter Schrift
Schwarz und mit Datum versehen
Liest du CHOPIN.
Und mit einem Male spürst du
Den Wunsch Polonaisen zu spielen
Erkennst an den Noten das Stück,
bewegst in Erinnerung rufend
die Finger vorsichtig
über die Tasten des Klaviers.

Kraftvoll schlägst du fortissimo an
Gleitest weiter zum schwindelnden Lauf,
im langsamer Werden schwingen
die dunkel gefärbten Töne
ins dulce cantabile auf.
Die Klänge von Dur in Moll wechselnd
Sinken wehmütig klingend in dich hinein
Bevor ins da capo sich wandelnd
Die Polonaise zu ihrem Ziele reift.

Verklungen im fortissimo
endet das Stück im Akkord.
Nun sitzt du selig vor dem Klavier
versonnen im Rausch der Musik
und verwebst in deinen Gedanken
Bilder aus deiner Erinnerung.
Du stehst auf
und erkennst augenblicklich
Dein Herz und dein Geist sind frei.


SDR

Informationen zum Gedicht: Chopin am Abend

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23.11.2019
Das Gedicht darf weder kopiert noch veröffentlicht werden.
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