Wunschzettel eines reiferen Herrn

Ein Gedicht von Sepp Höltschl
Tadellos war mein Betragen,
deshalb will ich’s noch mal wagen,
wie damals, als ich kleiner Knabe,
Dir schrieb, was ich für Wünsche habe:

Mein liebes Christkind, hast Du Zeit?
Dann mach doch bei Gelegenheit,
das der Club mit Schwung und Kraft,
es noch mal schafft zu Meisterschaft.
Doch, liebes Christkind, mach es bald,
denn Du weißt, ich werde alt.

Lieb Christkind, ich will ja nicht klagen,
doch, weißt Du, in den letzten Tagen,
bemerke ich an meiner Frau
gewisse Falten ganz genau.
Für Dich ist das doch kein Problem,
und mir wär’s wirklich angenehm!

Das Nächste ist mir etwas peinlich,
Du verstehst mich, höchstwahrscheinlich.
Gewöhnlich bin ich schon recht willig,
doch das Viagra ist nicht billig.
Kannst Du nicht? Du weißt es schon,
wir hätten beide was davon.

Ich möchte noch, wie soll ich’s sagen?
Über den Stuhlgang mich beklagen.
Ich schreib jetzt keine Einzelheiten,
doch kümmre Dich darum, beizeiten,
damit an Weihnacht die Bescherung,
sich nicht bezieht auf Darmentleerung.

Dann wäre noch der Hubers Fritz,
mit dem ich oft beim Schafkopf sitz,
der bescheißt nach Strich und Faden,
vielleicht kannst Du mich da beraten.
Ein bißchen Demenz, oder etwas Senil,
aber mach es diskret, und auch nicht zu viel.

Mein Jesukind, in Dankbarkeit,
erwart ich nun die Weihnachtszeit,
sende Frieden auf die Welt,
und den Rest – so wie bestellt!

Informationen zum Gedicht: Wunschzettel eines reiferen Herrn

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02.11.2015
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