Schulden

Ein Gedicht von Sepp Höltschl
Kredite kann ich gar nicht leiden,
ich versuch sie zu vermeiden,
ich zahle bar und schreib nicht an,
weil ich dann nichts vergessen kann.
Ich hab nicht einmal Steuerschulden,
und ich spare jeden Gulden.

Ich bin kein Börsenspekulant,
denn Aktien sind mir unbekannt,
meine Börse ist mobil,
aus Leder, und sie fasst nicht viel,
ich hab ein Sparbuch auf der Bank,
und das vermehrt sich, Gott sei Dank.

Die Bank, die mich schon lange kennt,
sagt von mir: Ich sei solvent!
Mein Girokonto ist gedeckt,
ein bisschen ist daheim versteckt,
selbst Ratenkauf kommt nicht in Frage,
jetzt kenn`se meine Haushaltslage.

Doch gestern las ich sorgenvoll,
wie verschuldet ich sein soll,
ein jeder Mensch, ob Greis, ob Kind,
wir alle in den Miesen sind
und ungefähr ein Jahreslohn
fehlt in Deutschland pro Person.

Ich kann das einfach nicht kapieren,
wie konnte mir denn das passieren?
Ich füg mich doch der Steuerpflicht,
weiß das denn die Regierung nicht?
Mein Nachbar lebt wie Rockefeller
und verschuldet auch nicht schneller.

Ich hab doch nie was unterschrieben,
wo also ist mein Geld geblieben?
Meiner Bank hab ich geglaubt,
die wurde auch nie ausgeraubt.
Wo kommen diese Schulden her?
Man sagt sogar die werden mehr.

Wer hat die Schulden denn gemacht?
Der zahlt dann auch, hab ich gedacht.
Wie geht es, das in meinem Namen,
fremde Leute Geld bekamen?
Wer hat mich so sehr beschissen?
Wo ist mein Geld, das will ich wissen!

Informationen zum Gedicht: Schulden

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12.03.2015
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