Wie der Müll in den Wald kam

Ein Gedicht von Reiner Rinkes
Auf zu neuen Ufern, unerforschten Küsten
Was uns dort erwartet, wenn wir`s wüssten
Würden wir es kaum noch wagen, überhaupt an Land zu gehen
Hätten es wohl vorgezogen, sofort wieder abzudrehen
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An uns völlig fremden, unbekanntem Stränden
Zwischen nackten, schroffen Felsenwänden
Folgen wir dem einzgen Weg, durch tiefe, enge Schlucht
Führt er uns in eine gut versteckte, sichre Bucht
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Geschützt vor Wind und Wellen, wohl der ideale Ort
Uns von der Reise zu erholen, um danach von dort
Ins Landesinnre aufzubrechen und die Gegend zu erkunden
Unberührte Wildnis präsentiert sich uns seit Stunden
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Eben als wir uns entschließen, wieder umzukehren
Davon überzeugt, dass wir die einzigen hier wären
Dringt durch jenes Dickicht ein paar Meter weiter vorn
Plötzlich ein Geräusch wie aus dem Nichts an unsre Ohrn
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Ein Geräusch, das so niemals ein Mensch zustande bringt
Kein bekanntes Tier nur im Entferntesten so klingt
Neugier treibt uns an, wir schleichen lautlos in die Richtung
Aus der es scheinbar kam, erreichen endlich eine Lichtung
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Dort steht ein Gebäude, das im Zivilisations-Jargon
Allgemein bekannt als so genanntes Fastfood-Restaurant
Obwohl natürlich jeder weiß, dass es nichts andres im Prinzip
Als ein sowohl Erwachsenen- wie auch ein Kindermastbetrieb
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Kleine, fette Monster ziehen Zombies gleich, schlürfend, ächzen
Unter ihrer eignen Last, Richtung Eingang, grunzen, lechzen
Gierig, schleppen sich mit letzter Kraft zum überfüllten Tresen
Glücklich, wer es so weit schafft, denn erst dort winkt diesen Wesen
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Für ihren strapaziösen Marsch der wohlverdiente Lohn
Ein riesiges Komplett-Menü, die XXL-Portion
Dazu gibt`s für die Kleinen, welch or`gineller Spaß
So`n richtig süßes Plastiktier zu jedem Megafraß
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Später abends haben sich, noch eh die Nacht hereingebrochen
Große, kleine Fressmaschinen längst im Unterholz verkrochen
Und, als wollten sie beweisen, dass hier wirklich keine
Menschen waren, sondern wohl die allergrößten Schweine
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Liegt ihr ganzer Müll gleich tonnenweise überall verstreut
Denn wenn es etwas gibt, was so ein Fastfoodfresser wirklich scheut
Dann sind das all die Eimer, Körbe, in die sein Abfall reingehört
Da reagiert er fast allergisch, auf jeden Fall total verstört
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Ob das Verhalten typisch ist für alle, die sich so ernähren
Das lässt sich sehr wahrscheinlich nie so ganz eindeutig klären
Wogegen unbestritten ist, wer all das Zeug, das so verpackt
Nicht frisst, der kommt auch gar nicht erst mit der Verpackung in Kontakt
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Noch ein gut gemeinter Rat in Sachen Müll- und Essensreste:
In Sachen Nährweert, in der Tat, ist die Verpackung noch das Beste

Informationen zum Gedicht: Wie der Müll in den Wald kam

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15.03.2015
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