Gott zum Gruß!

Ein Gedicht von Reiner Rinkes
Ich werde den Verdacht nicht los,
dass es sich bei sämtlichen Gottheiten,
deretwegen sich die Menschen
zu allen Zeiten gegenseitig abschlachten,
um reine Hirngespinste handelt.

Auftrag
Ich soll hier irgendwen erschlagen
Weil`s irgendeinem Gott beliebt
So wurde es mir aufgetragen
Das soll er mir schon selber sagen
Vermag er`s, mich zu überzeugen
Werd ich mich seinem Willen beugen
Dann gnad euch Gott! - wenn`s einen gibt

-

Gott zum Gruß, ihr Atheisten!
Eure Tage sind gezählt
Ihr steht längst auf allen Listen
Egal ob Juden, Moslems, Christen
Ihr seid zum Abschuss freigegeben
Für euer frevelhaftes Leben
Habt ihr den Zeitpunkt schlecht gewählt

In einer Welt der Religionen
Seid ihr vollkommen fehl am Platz
Neben euch will keiner wohnen?
Man kann vielleicht noch die verschonen
Die einen andern Glauben pflegen
Doch ihr seid prinzipiell dagegen
Und wählt das Denken als Ersatz

Die ihren Glauben mal verlieren
Und spüren, dass sie nichts mehr hält
Da hilft oft schon Konvertieren
Und mal was andres ausprobieren
Mag daran auch so manches stören
Es geht ja ums Dazugehören
In dieser bösen, fremden Welt

Fällt bei den vielen Religionen
Die Entscheidung eh schon schwer
Kann die Flut von Konfessionen
Der Wechsel soll sich schließlich lohnen
Die Übersicht so gründlich rauben
Dass so `ne Art von Probeglauben
Für manche sicher hilfreich wär

Ganz unverbindlich, sozusagen
Ist die Neugier erst entfacht
Einfach mal was Neues wagen
Warum nicht mal`n Kopf abschlagen?
Um grad bei den nicht allzu Schlauen
Das Selbstvertrauen aufzubauen
Bis hin zu dem Gefühl von Macht

Das zeigt sich zwar noch sehr verschwommen
Doch wird schon jetzt erschreckend klar
Sie sind fast oben angekommen
Versager werden ernst genommen
Man nimmt, sobald sie Angst verbreiten
So war das wohl zu allen Zeiten
Sogar totale Nieten wahr

In Gottes Namen wahllos morden
Ist hier bei uns nicht gern geseh`n
Kaum konfrontiert mit diesen Horden
Ringt jeder wahre Christ nach Worten
Wer so erfüllt von Nächstenliebe
Der kennt sie nicht, die dunklen Triebe
Wie sollte er sie dann verstehn?

Es gab auch Zeiten, damals waren
Die Christen selbst dafür bekannt
Loszuziehn in ganzen Scharen
Und mordend, plündernd als Barbaren
Auf ihren Kreuz- und Leichenzügen
Fast jeden Meter umzupflügen
Bis blutdurchtränkt das Morgenland

Um all das künftig zu vermeiden
Hat man bei uns sehr konsequent
Staat und Kirche schon beizeiten
Nach Hirn- und Herzzuständigkeiten
(Die Kirche überlässt gescheit
Allein dem Staat die Drecksarbeit)
Das nenn ich clever - strikt getrennt

Du lieber Gott, so viele Leichen!
Wo kommen die denn alle her?
Ein Himmel wird da wohl nicht reichen
Wenn die sich weiter so zerfleischen
Wird`s eng auf deiner Himmelsleiter
Das Morden geht ja schließlich weiter
Und irgendwann geht gar nichts mehr

Wie soll man noch in dem Gewimmel
Wo es so viele Tote gibt
Je Ordnung schaffen im Getümmel?
!Mit jeweils einem eignen Himmel!
Für Juden, Moslems oder Christen
Nur nicht für euch, ihr Atheisten
Es sei denn, ihr seid mal verliebt

Nur geht`s hier leider nicht um Liebe
Hier geht`s allein um Religion
Die euch verführn, sind Seelendiebe
Und manchmal setzt es sogar Hiebe
Was nützt es also, sich zu wehren?
Lasst euch lieber gleich bekehren!
So leicht kommt ihr uns nicht davon

Von nun an werden wir euch lenken
In unsre Herde integriern
Vor allem eins könnt ihr euch schenken
Um Himmels Willen, lasst das Denken!
Wir brauchen jede Menge Schafe
Doch keine schwarzen, sondern brave
Wir brauchen euch, nicht euer Hirn

-

Nachtrag
Ihr seid mir ja feine Götter
Oben, wo es sicher ist
Thront ihr hunds-gemeinen Fötter
Lacht euch eins, ihr feigen Spötter
Ich glaub fast, ihr seid da oben
Wirklich besser aufgehoben
Und ich bleib lieber Atheist

Informationen zum Gedicht: Gott zum Gruß!

205 mal gelesen
(Eine Person hat das Gedicht bewertet. Der Durchschnitt beträgt 5,0 von 5 Sternen)
-
25.03.2017
Das Gedicht darf nur mit einer Erlaubnis des Autoren kopiert oder veröffentlicht werden. Jetzt Anfrage stellen.
Anzeige