Platanen-Sommer

Ein Gedicht von Ralph Bruse
Im Schatten der Platane sitzen
vier, fünf, sechs Männer wie verbündet:
palavernd, rauchend und sie schwitzen,
was wohl auf große Hitze gründet.

Wohl wahr: die Sonne scheint so hell,
wie nirgendwo auf dieser Welt.
Der Müllsammler läuft halb so schnell.
Auch so kommt er zu Flaschengeld.

Die Mademoiselle am Markstand dort,
schreit heute deutlich leiser -
drum gehn die Früchte auch nicht fort.
Zudem ist sie von neulich heiser.

Der neben ihr, am Backwerk-Stand:
bei ihm läuft das Geschäft schon besser.
Er verschenkt so allerhand
und ist sein bester Brioche-Esser.

Der feiste Bauch ist rund und schön,
wird er sich vielleicht denken.
Das kann Mademoiselle anders sehn:
er wird ihr ein paar Semmeln schenken.

Hochbetrieb herrscht am Bassin,
gleich da, am glühend heissen Platz.
Die jungen Wilden kichern schwatzend
und küssen sich mitten im Satz.

Der Eismann kommt mit viel Gebimmel.
Schon folgt die Kinderschar ihm auch.
Die Eiscreme kühlt zwar nicht den Himmel,
wohl aber Kopf und manchen Bauch.

*

So schwebt der Sommertag dahin -
trudelt schmale Alleen entlang.
Wie leicht und still, kam mir zu Sinn.
Und keinen störte mein Gesang.


(c) Ralph Bruse

Informationen zum Gedicht: Platanen-Sommer

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02.06.2023
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