Die Windmühle

Ein Gedicht von Pitt
Die Windmühle 
Eine Kurzgeschichte von Pitt.

Diese Geschichte spielte sich in einer kleinen Stadt ab, wo das Leben noch seinen gemächlichen Gang ging.
Am Rande dieser Stadt wohnte ein älterer Herr mit seiner Frau in einem Häuschen mit einem wunderschönen Garten davor.
Wir Kinder gingen jeden Morgen an diesem herrlichen Garten auf dem Weg zur Schule daran vorbei.
Uns gefiel der Garten zwar gut, aber was wir am meisten liebten und mochten war diese wunderschöne Windmühle.
Ihre Flügel aus silbernen Alublech glänzten in der Sonne und aus der Türe schaute eine kleine Müller Figur heraus.
Ich weiß noch genau, wie der alte Mann sie gebaut hatte.
Es war im Frühjahr vor acht Jahren, als ich wie immer an dem Garten vorbeikam.
Vor dem kleinen Haus stand der klapprige Lieferwagen des alten Herrn.
Dieser war beladen mit Baumaterial, Alublech und anderen Dingen.
Da ich ein hilfsbereiter Junge war, fragte ich, ob ich ihm helfen könne diese Dinge in den Garten zu tragen.
Er freute sich sehr darüber und bejahte es.
Wir beide freundeten uns regelrecht an und seine Frau brachte uns, während wir an der Windmühle bauten, kalte Limonaden heraus.
Wir beide freuten uns wie die Schneekönige, als die Mühle Gestalt annahm.
Auch mein Freund fragte den alten Mann, ob er mithelfen dürfe, an der Windmühle mitzuarbeiten.
Mein Freund und ich waren schon ein tolles Team und der alte Mann brachte uns alles bei, was wir über Holzarbeiten wissen wollten.
Er brachte uns bei, wie wir mit einem Hobel umgehen mussten, ohne uns zu verletzen.
Wir waren am Ende richtige Profis im Umgang mit allen Werkzeugen.
Der alte Meister seines Faches erzählte uns, dass er früher Müller gewesen wäre und in so einer Mühle gearbeitet und gewohnt hätte.
Er erzählte uns auch, wie man diese Mühle nannte.
Sie wurde Stockmühle genannt.
(Die Windmühle ist ein technisches Bauwerk, in der ein vom Wind in Drehung versetztes Flügelrad (Windrad) ein Mahlwerk angetrieben wird. Vom zum Mahlwerk synonymen Wort Mühle stammt die Bezeichnung Windmühle. Von einer Windmühle wird auch oft gesprochen, wenn anstatt eines traditionell meistens für Getreide benutzten Mahlwerks eine andere Arbeitsmaschine (z. B. ein Schöpfwerk oder ein Sägewerk) angetrieben wird. Eine Windmühle enthält aber immer beides:
ein Windrad, das als Kraftmaschine die Energie der geradlinigen Windbewegung in Energie einer rotierenden Welle umwandelt, und
eine über diese Welle angetriebene Arbeitsmaschine.)
Das einzige Teil von der Mühle, was er von einem Schmied anfertigen ließ, war die Antriebswelle der Flügel.
Und natürlich auch die ganzen Zahnräder für den Antrieb.
Und dann nach einem dreiviertel Jahr kam der große Moment.
Das große Flügelrad wurde von uns drei in vereinten Kräften auf die Antriebswelle montiert.
Opa Heinz, ja wir durften ihn mittlerweile so nennen, schmierte die Zahnräder noch ordentlich mit Fett ein.
Und dann endlich kam der große Moment!
Opa Heinz, mein Freund und ich drehten die Mühle in den Wind.
Erst geschah nichts, wir zwei waren schon enttäuscht und dachten, wir hätten etwas nicht richtig montiert?
Nur der alte Mann behielt die Nerven und meinte!
, So eine Mühle läuft sehr langsam an und es dauert sehr lange, bis sie sich richtig dreht.
Und dann war es so weit, sie lief wie ein Uhrwerk.
In der zwischen Zeit haben mein Freund und ich die letzte Klasse erreicht und die Windmühle verrichtet ihren Dienst noch immer präzise.
Die nette alte Dame, die uns immer Limonade brachte, war auch in der Zwischenzeit verstorben.
Auch unser Opa Heinz hatte sich verändert!
Durch den überraschenden Tod seiner Frau verlor er jeden Lebensmut.
Er vernachlässigte die Pflege und Wartung der Windmühle, sodass sie immer öfter ihren Dienst versagte 
Auch der herrliche Garten verwilderte zusehends und die Sträucher und Bäume wurden nicht mehr gestutzt.
Opa Heinz hatte jeden Kontakt zur Außenwelt abgebrochen, ja sogar uns wollte er nicht mehr sehen.
Und so geschah es dann eines Tages, ein heftiger Sturm kam auf und beschäftigte eines der Flügel sehr.
Das Alublech wurde weggerissen und die Mühle lief nicht mehr richtig rund.
Weil sie auch nicht mehr gefettet wurde, quietschte und knarzte sie wie ein altes Schiff im Seegang.
Dem alten Mann war es einfach egal, was aus seinem Lebenswerk wurde.
Mit dem Tode seiner Frau starb auch seine geliebte Windmühle.
Das Haus und der Garten wurden in der Zwischenzeit von seinem Sohn verkauft.
Kurz darauf starb auch unser Opa Heinz, nur die inzwischen ramponierte Mühle dreht sich immer noch.
Als ob sie sagen möchte?
Hier stehe ich und drehe meine Flügel im Wind.
Denn solange ich noch existiere, ist mein Erbauer noch nicht vergessen.
Nun sind Jahre vergangen und aus dem Haus hat man ein Motel gemacht.
Die Windmühle dreht sich auch nicht mehr, sie hat einfach aufgegeben.
Die kleine Figur ist verrottet und die einst so stolzen Flügel lösen sich langsam auf.
Es ist so, als würde sie aufschreien und sich nach Ruhe und dem langen gerechten Schlaf sehnen.
Mein Freund ist in eine andere Stadt gezogen und ich schaue mir manchmal die Windmühle an und denke an die glückliche Zeit mit Opa Heinz nach.
Ich ertappe mich dabei, wie ich ihre Flügel streichle und sage!
, Machs gut altes Mädchen, dein Erbauer hat mich vieles gelehrt.'
Und ich wische mir dabei ein paar Tränen aus den Augen.
                                       ENDE




 




  

Informationen zum Gedicht: Die Windmühle

21 mal gelesen
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29.08.2022
Das Gedicht darf unter Angabe des Autoren (Pitt) für private Zwecke frei verwendet werden. Hier kommerzielle Anfrage stellen.
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