Scheinwelt

Ein Gedicht von Peter Relling
- und der Grund für die Wiedergeburt (Reinkarnation)
(Ein Perpetuum mobile)


Wenn es dir auch nicht gelegen,
als Mensch gehst du auf vielen Wegen.
Was du auch tust, was du willst sein,
für alles brauchst du einen Schein.

Von einem Amte ausgestellt,
verkündest du dann aller Welt,
dass, was du tust, sei ganz legal,
auch wenn es für die Welt fatal.

Niemals musst du ängstlich sein,
ob jemand dich ermächtigt.
Schließlich hast du einen Schein,
der dich zum Tun berechtigt.

Ich sag´ es euch mit meinen Worten:
dass wir in einer Scheinwelt leben,
merkst jederzeit du aller Orten -
es geht schon los beim Geld-Ausgeben.

War einst dein Stapel noch so groß,
beim Kaufen, Saufen, Fahren, Kegeln,
da wirst du rascher Scheine los,
als gingst du mit der Liebsten segeln.

Der Schein ist ja als Dokument,
ganz wichtig in der Menschenrunde,
beginnt es doch, wie´s jeder kennt,
mit der Geburtsurkunde.

Doch fehlt dir dieser kleine Schein.
fällst du aus dem gesetzten Rahmen,
nur mit dem Beweis von deinem Sein
bekommst legal du deinen Namen.

Durch´s Leben darfst du dich nun hangeln,
du kannst nun Schein auf Schein erwerben.
Der eine Schein taugt nur zum Angeln,
mit einem anderen darfst du erben.

Beim Autofahren fröhlich sein,
kannst du mit einem Führerschein,
den man auch Fahrerlaubnis nennt,
beim Kapitän heisst es Patent.

Du darfst nicht jagen ohne Schein,
Nicht Reh, nicht Hase, oder Schwein.
Und ohne Schein ist auch beim Weib
die Liebesnacht kaum Zeitvertreib.

In deinem Leben irgendwann,
begegnest du dem Sensenmann.
Dann gehst du selbst in andere Reiche,
zurück bleibt nur noch deine Leiche.

Nun endlich, sollt´ man meinen,
hat es ein Ende mit den Scheinen.
Doch das muss ein Irrtum sein:
Man braucht noch deinen Totenschein,

zu nehmen auch die letzte Hürde,
dich zu bestatten dann in Würde.
Ob jung gestorben oder alt,
lässt dich indessen ziemlich kalt.

Du schwebst hinauf zum Himmel,
dort am Tor ziehst du die Bimmel,
machst dich gedanklich schon bereit,
für´s Halleluja und die Seligkeit.

Da öffnet sich das Tor, die Tür.
Heraus tritt Petrus, steht vor dir,
von Ferne hörst du leise Glocken,
und innerlich willst du frohlocken.

Er aber laut:„Du frecher Lümmel,
Willst du etwa zu uns herein?
In unseren schönen Himmel?
Wo hast du denn den Heiligenschein?

Ohne den kannst du lange beten,
den Himmel wirst du nicht betreten!
Suchst du ´ne Bleibe - jetzt auf die Schnelle,
dann geh zum Teufel!... in die Hölle.

Dort findest du am Eingangstresen
ein wunderschönes nettes Wesen,
extra nur für dich gemacht,
gerade recht für diese Nacht.

Müsst´ ich nicht hier am Tore wachen,
ich wüsste wohl, was da zu machen!“ -
Den Hölleneingang findest du,
doch ist auch dort die Türe zu!

Dahinter hörst du ein Gekicher,
und dann ein Satz, mehr ein Gejaule,
nicht von der Schönheit, doch ganz sicher
aus lästerlichem Hexenmaule:

„Ohne Schein kommst du nicht ´rein!
auch nicht in die Hölle,
so etwas muss verdienet sein,
das geht nicht auf die Schnelle!

Kehr´ nur zurück jetzt auf die Welt,
dreh´ eine neue Runde,
bescheiß´ die Leut´, verdien´ viel Geld,
dann bleibst du Höllenkunde.“

Du startest in ein frisches Sein,
stürzt dich erneut in das Getümmel,
und weißt: nur mit einem Heiligenschein
erreichst du Hölle - oder Himmel.

Die Geburt, vergiss die Qual!
denn kaum bist du gebor´n
beginnst für dich dann noch einmal
das alles jetzt von vorn:

Wenn es dir auch nicht gelegen,
als Mensch gehst du auf vielen Wegen.
Was du auch tust, was du willst sein,
für alles brauchst du einen Schein ....

...von einem Amte ausgestellt .....

Informationen zum Gedicht: Scheinwelt

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13.12.2013
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