Reise der Ernüchterung

Ein Gedicht von Peter Relling
Eines schönen Weibes wegen weit zu reisen,
das lohnt sich nicht! - Ich werd´ es euch beweisen:

Ein Rittersmann aus Zarrentin (am Schalsee)
lässt sich in seinem Karren ziehn,
fährt immer an der Wiese lang,
denn er will nach Brieselang. (bei Potsdam)

Dort weiss er von ´ner flotten Maid.
Die sieht toll aus, auch ohne Kleid.
Im Gegenlicht sieht er sie steh´n,
an einem See. - Gott, ist die schön!

Doch wie das Leben dann so spielt:
ein andrer nach dem Mädel schielt.
Und der ist noch viel näher dran -
Sie zieht sich auch nicht wieder an!

Sie geht in den See zum Baden,
das Wasser kalt - bis an die Waden.
mit voller Absicht - möcht´ ich wetten!
lässt vom andern sie sich retten.

Der tröstet sie ganz liebevoll,
bis sie von seiner Liebe toll,
nichts wissend von dem Ritter!
- Ja, für den war´s bitter.

Noch Jahre träumt der in Gedanken
von der wundschönen Schlanken!
Schließlich fasst er den Entschluss,
dass er noch einmal nachseh´n muss.

Nicht aus dem Sinn geht ihm die Frau,
nun will er ´s wissen ganz genau,
zieht wieder an der Wiese lang,
und erblickt in Brieselang

die enorme Kinderschar,
die dem anderen sie gebar.
Die meisten spielen noch im Sande,
der Kerl dazu ergänzt die Bande.

Sie ist ein fettes Weib geworden....
Der Ritter fährt zurück nach Norden,
lässt sich enttäuscht im Karren ziehn:
Das gibt es auch in Zarrentin!

Informationen zum Gedicht: Reise der Ernüchterung

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23.08.2013
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