In der Jagdhütte

Ein Gedicht von Peter Ebinger
Die Beine übereinandergeschlagen
sitze ich auf dem Stuhl in der Jagdhütte.
Ein Alligator liegt unter dem Tisch
und betrachtet meinen wippenden Schuh
aus Schlangenleder und meine
Hose, aus Rindsleder genäht.
Mein breitkrempiger Hut ist vom Hirsch
und meine Jacke vom Känguru.
Aus Schweinsleder ist die Leine
an die die Bestie gelegt.
Ich bin müde, bin wie aus Stein.
Er und ich, erstarrt. Ich schlafe ein.

Ich bleibe immer hungrig
in diesen ausgetrockneten Sümpfen.
Meine Seele ist hart und kalt.
Aasfresser, Geheule,
Käfige vor der Hintertür
mit schweren Ketten gebunden,
rostig und alt.
Im Boden der Hütte Fäule,
Gestank von totem Tier.
Ihre Knochen sind verschwunden,
nur Staub schwebt in fahlem Licht
im Raum, legt sich auf mich im Traum
mit furchtbarem Gewicht.

Als ich erwache, liegt mein Haupt
auf dem schmutzigen Boden.
Meine Arme sind kurz, unbedeckt,
die Hände mit fremdem Gefühl.
Der Blickwinkel, unvertraut,
ist zum Panorama verzogen.
Etwas hängt vor mir, gefleckt
wie die Haut von einem Reptil.
Ich schnelle nach vorne und schnappe zu,
reiße dieses Schlangenrindhirschkänguru,
das sich dreht und windet um zu entweichen.
Unschuldig beginne ich es zu zerfleischen.

Informationen zum Gedicht: In der Jagdhütte

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03.03.2018
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