Der Engel
Ein Gedicht von
Peer Thies
Es war Abend, die rötlich glühende Sonne grad verblasste,
hinter meines Garten Hecken,
ihre Strahlen zu verstecken.
Doch, was nicht ganz ins Bilde passte,
war, als wollte mich ein entferntes Funkeln necken.
Langsam vom Sessel mich erhebend, ich meine trockenen Lippen leckte.
Kam doch dieser kaum ersicht´ge Schimmer,
funkelte ab und an wie Silberglimmer,
an meine alte, trüb befleckte
Scheibe, vor dem mit mir besetzten Zimmer.
Ich trat näher an das Fenster, nicht klar erkennend in dem Dimmer,
flog es einem Vogel gleich.
Anmutig, zugleich die Bewegung weich,
Erschreckte mich dieser einst´ge Flimmer.
Erkannt ich die Gestalt, als Jemand aus des Menschen Reich.
Flog doch nun dieser Engel, über meinen grünen Teich,
kam ein Grauen über mich.
So erblickt´ ich doch ein mir vertraut´s Gesicht.
Von Ihr, die Haut jetzt bleich,
umgarnten mich Erinnerungen in diesem dunklen Licht.
Verstorben ist Sie, das ist was mein Geist mir spricht.
Entgegen solcher Logik, kann ich sie trotzdem sehen,
und es gleichsam nicht verstehen.
Huscht ein Lächeln über ihr Gesicht?
Traurig und zugleich, voller Vorwurf, voller Flehen.
In die Knie gezwungen, mein Herz blieb stehen,
berührte ich diesen Himmelsboten,
der längst verstorb´nen Toten,
um im letztem Zuge zu verstehen,
welche unheilvollen Geister mich bedrohten.
Mit dem Abend fiel auch mein Körper. Leblos. Leer.
Nichts himmlisches, ein arger Streich von Lucifer