Allmählich

Ein Gedicht von Okan Canbaz
Betrachte ich den blauen Himmel,
oder das Meer in meinen Erinnerungen,
berühre ich beim Feuer die unantastbare Asche
und das trockne Holz im Flammengewand.
Und all das bringt mich auf einem Mal zu Dir,
als wäre all das was mich umgibt,
eine Wolke weißer Pollen,
die mich geradezu Deiner Blütenwiese trägt.

Wenn nun aber meine Liebesblüte
in Deinem Garten nicht mehr wächst,
werde ich Deine Rosen
in meinem Garten auch nicht mehr begießen.
Und wenn Du mich jetzt allmählich vergisst,
suche nicht nach der Stimme,
die Deinen Namen noch vielleicht
wie ein dunkles Geflüster kennt,
denn allmählich werde ich Dich dann vergessen.

Aber entscheidest Du Dich allmählich dafür,
mich vom Rande Deines Herzens zu stoßen,
wo ich in ihrer Mitte verwurzelt bin,
so bedenke,
dass ich an jenem Tag meine Hunderten Blätter,
die meine Arme und Hände, Blicke und Gedanken sind,
allmählich ausbreiten werde,
um die Welt zu berühren,
dann,
wenn allmählich Dein Boden sich auf den Weg macht,
um andere Wurzel in seine Mitte aufzunehmen.

Doch wenn Du jeden Tag von unsrem Garten Früchte isst
und Du allmählich empfindest, was auch ich empfinde,
so kehrt all das Feuer wieder,
mit all der Asche und Holz im Flammengewand,
das mich mit einem Mal zu Dir brachte.

Informationen zum Gedicht: Allmählich

2.711 mal gelesen
(Eine Person hat das Gedicht bewertet. Der Durchschnitt beträgt 5,0 von 5 Sternen)
-
12.06.2012
Das Gedicht darf nur mit einer Erlaubnis des Autoren kopiert oder veröffentlicht werden. Jetzt Anfrage stellen.
Anzeige