Wir und der Trabant

Ein Gedicht von Nele P
Sie sagt zu ihm : ‚Hey lass mal trampen,
lass mal das langweilige Leben beenden.
Lass mal reisen durch die ganze Welt,
und lass verbrennen unser ganzes Geld.‘

Er hatte Zweifel ob das geht,
ob ihm diese Art von Leben wirklich steht.
Doch nicht lange hat er nachgedacht,
wurde die Überlegung zur Tat gemacht.

Glücklich wie nie mit Rucksack auf dem Rücken,
konnte das Mädchen den Jungen doch entzücken.
Er fand's auf einmal wunderschön,
die schönsten Ecken der Welt zu sehen.

Eines Abends im Sonnenuntergang,
liefen sie einen Feldweg entlang.
Aufeinmal sahen sie im Wald versteckt,
ein alten Trabant, völlig verdreckt.

‚Er scheint keinem zu gehören!
Doch wer würde denn seinen Trabbi so zerstören?‘
Fahrtüchtig war er wirklich nicht,
aber das Mädchen hatte trotzdem ein Grinsen auf dem Gesicht.

Der Junge fragte, was denn sei,
‚der Trabant ists, worüber ich mich freu‘
sprach das Mädchen ganz entzückt,
und hat die Türe aufgedrückt.

Wochenlang war er das neue zu Haus,
die beiden wollten nie mehr raus.
Haben es sich wohnlich eingerichtet,
die Motorhaube mit Steinen gewichtet.

Abends saßen sie zusammen am Feuer,
‚Mädchen, du bist mir so lieb und teuer..‘
flüsterte er in ihr Ohr,
sie war verliebt wie nie zuvor.

Als sie eines Tages nach Hause kehrten,
und sich schöne Weihnachten bescherten,
war ihnen klar,
das diese Reise nicht die letzte war.

20 Jahre sind vergangen,
und die beiden waren noch immer zusammen.
In der Stube geht sie zum Schrank,
holt Medizin, ihre Freund war krank.

Geheilt werden konnte er leider nicht,
Tränen liefen ihr übers Gesicht.
‚Noch einmal möchte ich an unseren Ort‘
als fuhren sie von zu Hause fort.

Und tatsächlich stand er da,
der Trabant, der ihre Heimat war.
Sie haben sich hineingelegt,
alles war mit Spinnennetzen vollgeklebt.

‚Hätt‘ nie gedacht das er noch steht!
das unser alter Trabbi lebt!‘
Der Abend war so wunderschön,
da wollte keiner der beiden gehen.

Sie kuschelten und lachten viel,
und alles das mit viel Gefühl.
Die beiden waren unzertrennlich,
denn sie liebten sich.

Am nächsten Morgen war es still,
aber nicht die Stille die man haben will.
Der Mann war blass, hatte eine kalte Hand,
hat sich verabschiedet, in ihrem Trabant.

Das Mädchen weinte bitterlich,
sie sagte : Gott, das verdien ich nicht!
Du hast mir meinen größten Schatz genommen,
ohne ihn bin ich so unvollkommen.

Sie lief noch die ganze Nacht herum,
hat die ganze Zeit sein Lieblingslied gesungen.
Sie war traurig aber auch ein bisschen froh,
denn so eine Beziehung hatte sie noch nirgendwo.

Informationen zum Gedicht: Wir und der Trabant

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29.11.2014
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