Wie alles begann

Ein Gedicht von Michael Adamitzki
Da lag ich nun, ganz nackt und bloß,
war grad nen halben Meter groß.
November war`s im Bayernwald
und ich war vierzehn Tage alt.
Dümpelnd auf dem Flüsschen Regen,
ohne mich groß zu bewegen,
in einem Korb vom Palmenblatt,
ich hoffte es geht alles glatt."

Da lag ich also splitternackt,
die Wut hatte mich schon gepackt,
auf einem kronbesticktem Kissen.
Tat meine Eltern sehr vermissen.
Obwohl, das hat mich sehr verletzt,
die hatten mich doch ausgesetzt.

Da kam, ich weiß es noch genau,
von irgendwo ne junge Frau.
In ihrem Haar ein Sternenschimmer,
den ersten Satz vergess ich nimmer:
“Mein Mann, schau an den süßen Fratz,
er zittert ja, der kleine Spatz.
Auf dem Kissen, wie zum Hohne,
aufgestickt ist eine Krone.

Den nehmen wir jetzt mit nach Haus
und geben ihn als unsern aus.“
Dies waren meine ersten Stunden,
als man im Korb mich hat gefunden.
Nur mit der Krone die Geschicht,
vergesse ich mein Lebtag nicht.

Informationen zum Gedicht: Wie alles begann

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26.08.2012
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