Sensenmann der Tattergreis

Ein Gedicht von Michael Adamitzki
Zitternd steht der Kerl vor mir,
als ich öffne unsre Tür.
Dem Dürren war`s nicht etwa kalt,
er zitterte, denn er war alt.

Seine Haare fett und strähnig
und er muffelte ein wenig.
Ich konnte ihm auch kaum verstehn,
als er mir sagt: “Wir müssen gehn.

Doch halt Amigo, bin kein Tor,
du hast doch wieder etwas vor.“
Da war ich innerlich gespalten,
der konnte kaum die Sense halten.

“So wie du schlotterst alter Mann,
stirbst erst mal du, was mach ich dann?
Steh ganz allein im Zwischenreich.
Sag an, ist dir das wirklich gleich?“

Drum war ich, es tat mir zwar leid,
zu keinem Kompromiss bereit.
Und habe sofort ausgenützt,
das er sich auf die Sense stützt.

Ein Tritt, und als er vor mir lag,
da wünsch ich ihm nen guten Tag.
Dann schlug ich zu, das große Tor
und schob auch noch den Riegel vor.

Informationen zum Gedicht: Sensenmann der Tattergreis

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31.08.2011
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