Fritze Bollmann

Ein Gedicht von Michael Adamitzki
In Ulm passiert ein Malheur,
in seiner Pause ein Friseur,
saß ganz allein im morschen Kahn,
wollt Fische angeln, doch sodann,

da fiel doch diesem armen Schwein,
die Angel in das Wasser rein.
Er wollt noch greifen nach der Ruten,
schon stürzt er nach ihr - in die Fluten.

“Ihr lieben Leute, rettet mir,
bin aus der Altstadt der Barbier.“
Die Angel wurde zwar gerettet,
er tot ans Ufer nur gebettet.

Beim Petrus droben dann im Himmel,
da schellt er wütend an der Bimmel:
“Bin in der Donau grad ersoffen,
mich hätt ja fast der Schlag getroffen.

Komm ich auch langsam in die Jahre,
schnitt ich bis gestern alle Haare.“
Als dies der liebe Gott vernommen,
rief er: “Der Kerl soll zu mir kommen.

Mein lieber Mann, du kommst grad recht,
ich hoff`, du bist im Job nicht schlecht.
Dann kannst du mal zum Pinsel greifen,
dem lieben Gott das Antlitz seifen.“

Ja, zitternd nahm der Mann sein Messer,
das konnte er auf Erden besser.
Der Herrgott schrie nur: “Oh du Graus,
dies hält nicht mal der Teufel aus.“

Dann wies er auf die Himmelsleiter,
geh, rasier die Ulmer weiter.
Kannst gleich wieder nach Hause gehn,
und ich lass mir nen Vollbart stehn.

Informationen zum Gedicht: Fritze Bollmann

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28.04.2016
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