Der Doppelgänger

Ein Gedicht von Michael Adamitzki
Auf Rhodos im Palace Hotel,
trank ich wie üblich viel zu schnell.
Drum trieb es mich, es ist mal so,
ganz fürchterlich aufs Männerklo.
Der Gang war lang, schummrig das Licht,
drum sah den Kerl ich anfangs nicht.

Dann aber dachte ich, ich spinn,
ich schaute gleich noch einmal hin.
Ein Typ der ausschaut grad wie ich,
ich bin erstaunt und wunder mich.
Als er mir zuwinkt ganz geknickt,
da glaubte ich, ich werd verrückt..

Zurück ging ich, ganz kreidebleich,
die Stimme meiner Frau klang weich:
"Mein Schatz was ist mit dir geschehn,
hast du grad einen Geist gesehen?"

"Nen Geist den sah ich grade nicht,
nur einen Typ mit meinem G'sicht.
Nur seinen Scheitel, dieses Dings,
den trug er rechts, nicht wie ich links.

Dann geht's zu zweit den Gang entlang,
mir ist noch schummrig, quast bang.
Doch jetzt da ist der Kerle weg
und angstvoll deute ich ins Eck.

"Vorhin da sah ich ihn dort stehn,
da hat er's auf mich abgesehn."
Mein Krümel lacht und macht mehr Licht,
sahst du den Spiegel etwa nicht?

Informationen zum Gedicht: Der Doppelgänger

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15.02.2016
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