Am seidenen Faden

Ein Gedicht von Michael Adamitzki
Es knackst das Eis, ein lauter Schrei,
das Leben läuft an mir vorbei:
Ein Schäferhund, das Krankenhaus,
die Rute mit dem Nikolaus.
Am ersten Schultag mit Papa,
der Teppichklopfer, die Mama.

Die Früchte aus des Nachbars Garten,
die Mogelei beim Spiel mit Karten.
Beim Fußballspiel das erste Tor
und als Sopran im Knabenchor.
Die Lehrerin, sehr gut gebaut,
da hat sich keiner ran getraut.

Sie schlägt mir plötzlich ins Gesicht:
“Mein Freundchen, sowas tut man nicht,
man läuft nicht über dünnes Eis.“
“Ja, lebt er noch?“ Fragt jemand leis.
“Hat der ein Glück“, dann wird mir warm,
ich kuschel mich in einen Arm.

Informationen zum Gedicht: Am seidenen Faden

1.925 mal gelesen
(Eine Person hat das Gedicht bewertet. Der Durchschnitt beträgt 4,0 von 5 Sternen)
-
16.09.2011
Das Gedicht darf nur mit einer Erlaubnis des Autoren kopiert oder veröffentlicht werden. Jetzt Anfrage stellen.
Anzeige