Acht Geißlein und der Isegrim

Ein Gedicht von Michael Adamitzki
Wo sind alle nur geblieben?
Geißenmutter zählt nur sieben,
sie ist sicher dass ihr acht
Zicklein hat der Storch gebracht.

Doch jetzt muss sie aus dem Haus,
sieht den Wolf da voller Graus.
Warnt drum ihre Kinderschar:
“Öffnet nicht“, das ist doch klar.

Isegrim, der denkt durchtrieben,
hol mir heut´ der Geißlein sieben.
Linkt die Jugend, trixt sie aus,
kommt so in das sich´re Haus.

Hat sie viel zu schnell geschluckt,
schläft, weil ihn der Magen druckt,
in der Stube drin im Eck,
Mutter kommt, sie kriegt nen Schreck.

Da alle jungen Zicklein fehlen,
tut sie ein Gedanke quälen.
Vor lauter Sorgen ist sie krank,
da springt wer aus dem Uhrenschrank.

Es ist das Zicklein Nummer acht,
der alte Wolf hat’s nicht bedacht.
Das zeigt gleich auf den Wolf im Eck,
die Mutter kriegt nochmal nen Schreck.

Sie holt ein Messer, das sauscharf,
weil man das ja im Märchen darf.
Dann schneidet sie, man wartet drauf,
hurtig Wölfchens Wampe auf.

Alle Geißlein sind am Leben,
so ist es im Märchen – eben.
Nur Isegrim, man recht vermutet,
der ist jämmerlich verblutet.

Informationen zum Gedicht: Acht Geißlein und der Isegrim

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02.02.2014
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