Federlesen
Ich stehe am Bahnsteig,
warte auf meinen Zug...
da streift mich am Ohr
eine Feder im Herabflug.
Meine Gedanken beflügelt,
ob der Herkunft der Daune,
schaue suchend nach oben
entdecke eine Taube ...
und staune!
Im engsten Eckwinkel
sie unterm Dach kauert,
alle anderen Lagerplätze
mit Spitzen zugemauert.
Getarnt in ihrem Grau
ist sie gut versteckt,
nur durch ihren Federstau
habe ich sie entdeckt.
Ihren Kopf eingezogen
auf Federkissen gebettet,
in ihrer Zuflucht oben
fühlt sie sich gut errettet.
Ihr Halbblick streift umher,
nur ein Auge ist im Schlaf,
Wachsamkeit zählt mehr,
Seitenwechsel nach Bedarf.
Eine harsche Windböe wehte
ihre lose Feder aus dem Kissen,
lautlos tänzelnd sie schwebte,
segelt hinab zu den Füßen.
Vom Fahrtwind des Zuges
hochgewirbelt am Fliegen,
bleibt die jetzt freie Feder
nicht lange wo liegen.
Was immer aus ihr wird,
was auf ihrem Flug passiert,
ich werde nicht dabei sein,
steige soeben in den Zug ein
...
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