Abendlied des Aarentieres

Ein Gedicht von Martin Römer
an Curd Belesos

Wohlan, ein Jährchen ist vergangen!
Wir brauchen nimmermehr zu bangen.
Ich werfe aufrecht Leute nicht so schnell dahin
und so ein Brief erfüllt den Freudensinn.
Das Krankenhaus ist ja en vogue bei Dichterlingen.
Ich kann nicht mit der Mafia das Liedchen singen.
Ich meine immer noch: es wäre schön gewesen.
Anitzo heißt es, in den Stillsamkeiten zu genesen.

Fürwahr, fürwahr, betrachtet man die ganze Pestilenz:
bestand kein Unterschied zur Wohnung im Mercedes-Benz.
Ich darf als Männlein ohne rechten Anbeginn
in dieser Vergewaltigung nun plätschern so dahin.
Die Frau in Frankfurt hat zum Teufel mich geschickt.
Was schließlich mysteriöse Sache war, bleibt unerblickt.
Des Wahnsinns Strudel ist ja ungeheuer,
wie finde ich zurück das liebe Steuer?

Die Feinde haben manche Kräfte mir verliehen.
Und mancher Frust ist auch aus mir ganz selbst gediehen.
Ich hoffe auf den letzten Funken Gnade
für meine Sangeskunst am Seegestade.
Ich fühle mich gelind geschändet:
nur Narrenspielchen in der Endlosschleife
wurden mir zur höllengleichen Reife.
Wer weiß, wo dieses Schicksal einmal endet.

Corona hin, Corona her,
die Tage sind anheut sehr schwer.
Wann kömmt die Zeit, an der man sorglos heben kann sein Glas?
Wir gehen still gen Abend. Ohne sterbesehnsuchtsvollen Spaß.
Ich hab es bitter nötig, mich gesund zu schlemmen.
Ich bin zu jung, die Hoffnung völlig wegzukämmen.
Ich bleibe unschuldig und schau dem Grau entgegen.
Dereinsto kommt das Feuer wieder! Das ist itzt mein Segen.

Informationen zum Gedicht: Abendlied des Aarentieres

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03.05.2021
Das Gedicht darf unter Angabe des Autoren (Martin Römer) für private Zwecke frei verwendet werden. Hier kommerzielle Anfrage stellen.
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