Zeit, die da kommt

Ein Gedicht von Marie Mehrfeld
morsches Pappelholz
klopft zaghaft gegen das Mauerwerk,
der Wind will Fugen lockern, und dunkle Steine
lassen vergrabene Worte fliegen; die Liebe, die Sehnsucht,
der Augenblick, alles ist so unendlich endlich; Abschied nehmende
Hände streichen zärtlich über blinde Scheiben, vergilbte Fensterrahmen,

du spürst den kalten steinernen Boden mit nackten Füßen und weißt,
Schatten haben das Helle herausgeschnitten aus deiner Erinnerung;
zögerlich schleichst du ein letztes Mal mit verschränkten Armen
durch leere Zimmer, alle Bilder entfernt, deine Stimme formt
sich am Ungewissen und kommt nicht über das Flüstern
hinaus, das Gewesene lässt du nun los und ziehst die

Wanderschuhe an, verriegelst das Alte und lässt es
vergangen sein; suchst dir ein anderes Haus, eins
mit Licht durchfluteten blauen Wänden, das dir
Wärme gibt und Zuversicht, die du brauchst
zum Weiterleben in der Zeit, die da kommt,
die rau sein wird und gar nicht lieblich

©M.M.

Informationen zum Gedicht: Zeit, die da kommt

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30.09.2021
Das Gedicht darf unter Angabe des Autoren (Marie Mehrfeld) für private Zwecke frei verwendet werden. Hier kommerzielle Anfrage stellen.
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