Sommertheater

Ein Gedicht von Maria L. Späth
"Heut koch ich Leipz'ger Allerlei
mit Zwiebeln und Kartoffelbrei,
und Frikadellen gibt's dazu,
wir machen das zu zweit im Nu.
Da ist nicht viel zu tun dabei."

Sie mault entsetzt:"Oh, meine Güte!
Kartoffelbrei nicht aus der Tüte?"

"Das wird ein feines Hauptgericht."
Ihr steht der Ekel im Gesicht.
"Igitt, da klebt noch Erde dran.
Das wohl ja nicht gesund sein kann!
Nein, dieses Zeugs da ess ich nicht!"

"Nun, waschen wäre zu empfehlen,
und die Karotten kann man schälen."

"Pfui, eine Spinne, - wenn die sticht!?!"
Ihr steht Entsetzen im Gesicht.
Ich nehm die Spinne, werf sie raus,
und puhle meine Erbsen aus.
"Die Spinne beißt, sie sticht dich nicht.

Die Erbsen muss man halt noch puhlen.
Was lernt ihr bloß an euren Schulen?"

"Bei Zwiebeln übe sie Verzicht,"
schreit sie mit steinernem Gesicht.
"Davon bekäm man Mundgeruch."
Ich unterdrücke einen Fluch.
(Vor Kindern flucht man schließlich nicht.)

"Von Fast-Food kriegt man faule Zähne,"
ich grad so nebenbei erwähne,

"von Zucker Pickel im Gesicht,
und stumpfes, sprödes Haar, das bricht.
Und, liebes Kind," sag ich nicht nett,
"du bist auch schon ein bisschen fett,
die Pizzas schlagen aufs Gewicht."

Ich seh, das hat nun doch gesessen.
Und kümmere mich um mein Essen.

Ich schneid's Gemüse kurz und klein,
auch Zwiebeln, ganz besonders fein,
und menge sie mit in das Fleisch,
ganz ohne weiteres Gekreisch.
(Ein bisschen Knoblauch muss noch rein.)

Das Fräulein hat noch gut zu beißen
an meinen deftigen Verweisen.

Und nach nicht all zu langer Zeit
ist auch das Essen dann so weit.
Und irgendwie hat's wohl geschmeckt,
der Teller ist wie ausgeleckt.

Und morgen kochen wir zu zweit!

Informationen zum Gedicht: Sommertheater

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16.08.2014
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