Hebamme

Ein Gedicht von Lars Abel
Feurig lodern bald die Flammen
Bauern, Adel, lauft zusammen!
Seht, wie sie das Weib dort brechen,
wie sie Totgeburten rächen
Obst und faule Eier fliegen,
ihr in's Angesicht gerieben
Panisch kniet sie vor dem Haufen
Kinder werfen, schreien, raufen
Zahnlos keifen auch die Alten,
sind mit Müh' zurückzuhalten
Schergen packen sie an Armen,
An den Haaren, Jubelscharen
schleifen sie über den Boden,
Keifen, spucken, Mengen toben
Dann hinauf in jene Höhe
Rotes Haar in Windes Böhe
Schreiend, irren Aug's gebunden,
reissen Kleider, Fleisch zerschunden
Zangen treiben ihre Tränen
"Sag es!", geifern die Hyänen
Vater bohrt in ihrer Wunde,
reisst die Hex' ihr aus dem Munde
Durch die Masse geht ein Raunen
Aufgeriss'nen Maules Staunen
Spucke wirft sie in die Runde,
flucht dem falschen Christenbunde
"Brennt sie, brennt sie, brennt sie nieder!",
hallt es heiser, immer wieder
Seile binden, kein Entgehen,
Flammen züngeln, letztes Flehen
Schreie bersten in den Ohren,
Kinder steh'n wie angefroren
Lüstern streichen Feuerzungen,
um ihr Haar und in die Lungen
Eilends schwinden ihre Kräfte,
dampfen hin die Lebenssäfte
Die geilen Mäuler sind gestopft,
ihr Sabber hat sich ausgetropft
Ermattet ziehen sie von dannen,
Angstschweiß rann gewiss aus Kannen
Der Vater legt zur Ruhe sich,
zuvor er sich erbricht

(C) Lars Abel

Informationen zum Gedicht: Hebamme

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28.09.2015
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