Lulu (Zyklus)

Ein Gedicht von Klaus Lutz
Lulu I

Ich habe immer noch all das im Kopf.
Andere Länder. Andere Menschen. Freiheit
und Menschen die so was kennen. Wissen
und Menschen, die das kennen. Das, was
Reisen ist! Neues sehen! Neues Verstehen!
Neues kennen lernen. Aber heute wäre
etwas anders. Ich würde Dich sehen. Das
Leben wäre noch da. Und all das was ich
mir so wünsche. Aber Du wärst dabei. Es
wäre auch anders! Aber es wäre da. Und
es wärst Du!

Ich habe immer noch all das im Kopf. Die
Klarheit eines Satzes. Die unverwundbarkeit
eines Gedankens. Den Traum eines
vollkommenen Textes. Den Weg neu gehen.
All das, was das Leben ist neu leben. Aber
heute wäre es anders. Ich würde es mit Dir
eben. All diese Träume wären noch da.
aber wären die Träume mit Dir. Es wäre
anders! Aber es wäre da. Und es wärst Du!

Heute sitze ich in diesem Rollstuhl. Ich sehe
Dich mit Kleid. Ich sehe Dich mit Hosen.
Mit der Frisur. Und mit einer anderen Frisur!
Ich sehe Dich. Und wie immer Du warst.
Es war das Leben. Es war alles. Und das
warst Du. Heute würde ich das sehen. Heute
wäre mein Blick anders. Heute wäre alles
anders. Es wäre all das Beste mit Dir. Es
wäre anders. Aber es wäre da. Und es wärst
Du!

Heute sehe ich das alles. Nach so vielen
Fehlern. Nach so langem Denken. Nach
so viel Zeit wo ich allein war. Sehe ich all
das, was ich im Kopf habe: „Die Abenteuer!
Das Andere! Die Schönheit!“ Das, was
das Leben sein kann. Wenn es das
Beste zeigt. Und das wärst Du. Jeder
Sonnenaufgang. Jede Mondnacht. Es
wäre gut! Nur Schön. Das Leben wäre
anders. Es wäre all das Beste mit Dir.
Es wäre anders. Aber es wäre da. Und
es wärst Du!


Lulu II


Was ich auch denke, es bist immer nur Du.
Was ich fühle bist Du. Was ich will bist Du.
Was ich träume bist Du. Was ich wünsche
bist Du. Was war bist Du. Was ist bist Du.
Was sein wird bist Du. Was ich glaube bist
Du. Wohin ich auch gehe. Das bist Du. Das
Leben bist Du! Mein Leben bist Du!

Wo ich auch bin. Ich bin immer bei Dir. Ich
gehe durch Strassen und bin bei Dir. Ich lese
ein Buch und bin bei Dir. Ich Rede mit
Jemand und bin bei Dir. Ich höre Musik und
bin bei Dir. Ich glaube an das Beste. Und
bin bei Dir. Ich will das Beste. Und bin bei
Dir. Ich sehe das Leben und bin bei Dir.
Mein Leben bist Du.

Ich liebe die Stille und das bist Du! Ich
liebe Musik und das bist Du. Ich liebe
Gespräche und das bist Du. Ich liebe perfekte
Sätze und das bist Du. Ich liebe den
Himmel und das bist Du. Ich liebe die Natur
und das bist Du. Ich empfinde nur
Frieden und das bist Du. Mein Leben bist Du!

Weiß ich etwas von der Liebe? Oder weiß
ich nichts von der Liebe? Du siehst ich bin
unsicher. Und das bist Du. Sehe ich etwas
vom Leben? Oder sehe ich nichts vom Leben
Du siehst ich zweifle. Und das bist Du.
Ich weiß nur Eins. Ich liebe und das bist
Du. Mein Leben bist Du!


Lulu III


Ich sitze an diesem Computer. Die Rollos habe ich
runter gelassen. Und nur der Computer summt. Es ist
Nacht. Es ist Sommer. Mit Dir wäre ich jetzt woan-
ders. Nicht an diesem Computer. Nicht in diesem Raum.
Mit Dir, wäre es wieder so eine Nacht mit Mond. Es
wäre nicht das Summen dieses Computers. Es wäre nicht
dieser Rollstuhl. Es wäre wieder auf einer Treppe.
Und irgendwie wäre es der Mond. Alle Gespräche wären
der Mond. Alle Umarmungen wären der Mond. Alle Nähe
wäre der Mond. Alles vergessen wäre Der Mond. Und
beginnen würde es wieder auf einer Treppe.

Ich denke so oft an diese Zeit ohne Rollstuhl. Ich den-
ke so oft an Israel. Ich denke so oft an Dich. Das es
mich fast wundert, das etwas in meinem Leben nicht Du
bist. Aber ich denke es ist so. Wenn ich ehrlich bin,
dann ist es so. Du bist alles in meinem Leben. Du bist
alles, was ich richtig gemacht habe. Und alles was ich falsch
gemacht habe. Und richtig war alles mit Dir. Und falsch
war alles ohne Dich. Aber alles begann mit Dir. Und
es ist immer noch das Leben. So wie jetzt. Es ist Nacht.
Die Rollos sind unten. Aber ich denke an Dich! An andere
Nächte! An den Mond.

Ich weiß, warum das Leben noch weiter geht. Warum ich das
alles ertrage. Diese Behinderung. Den Rollstuhl. Das allein
sein. All das was ich ertragen muß. An Lügen. An Vernichtung
An Hölle. Es bist Du. Es ist das, was Du gesagt
hast. Es ist das, was Du gedacht hast. Es ist das, was
ich mit dir erlebt habe. Mit Gesprächen. An zusammen
sein. An Vertrauen. An Ehrlichkeit. Das ist es. Ich nehme
diese Tabletten. Und will noch etwas leben. Wenn ich hier
Nachts sitze. Dann ist es mir klar. Es ist dieses Zimmer!
Das Summen des Computers. Aber ich denke an Dich. An
andere Nächte. An Liebe. An den Mond!


Lulu IV


Es ist nicht immer die gute Idee. Meistens ist das sogar
das Wenigste im Leben. Es ist auch nicht immer der
beste Satz. Am Ende, ist das auch ohne Bedeutung. Es
ist auch nicht immer die Eine, die große Erkenntnis.
Auch das enttäuscht irgendwann. Aber es ist immer eines:
Das Leben, das mehr ist. Und mit dem es mehr hat. Und
das sind Frauen wie Du.

Es ist nicht immer das Geld. Kaufen und Besitz ist
auch langweilig. Es ist nicht immer der beste Job.
Am Ende, ist auch der mal weg. Es ist nicht immer die
einmalige Erklärung von was. Die zählt auch irgendwann
nicht mehr. Aber es ist immer Eines. Der Tag,
der einen Sinn hat. Und mit dem es schönes gibt. Und
das sind Frauen wie Du!

Es ist nicht immer die interessante Reise. Auch die
ist schnell vorbei. Es ist nicht immer das teure Geschenk
Auch das landet mal im Müll. Es ist nicht immer
die beste Kleidung. Auch das zählt mal nicht mehr.
Es ist nicht immer, die große Party! Auch das ist mal
ohne Interesse. Aber es ist immer Eines. Das Wissen
dieses Leben stimmt. Und es bleibt gut. Und das sind
Frauen wie Du.

Weißt Du, ich sitze in diesen Rollstuhl. Und denke
mir, was das Leben so ist. Was es alles so hat. Es
ist in Wahrheit der Wahnsinn. In Wahrheit sind die
Menschen wahnsinnig. Ich meine, wir alle sind
wahnsinnig. Unser Hass! Unser Neid! Unser
Egoismus. Das ist alles Wahnsinn. Aber, wenn es
trotzdem noch Liebe gibt. Wenn das Ganze trotzdem
noch einen Wert hat. Dann wegen Frauen wie Dir!


© Klaus Lutz

Informationen zum Gedicht: Lulu (Zyklus)

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30.01.2019
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