Gestrandet

Ein Gedicht von Klaus-Jürgen Langner
Der Käpt’n stand auf seiner Brücke
und ahnte nicht des Schicksals Tücke…

Hier war sein Schiff,
dort war ein Riff,
eh’ er’s begriff
hört er einen Pfiff.
Dann lag er am Strand
mit dem Kopf im Sand
und merkte vermutlich erst nach Stunden:
Sein Schiff, samt Passagier'n – Verschwunden!

Zwei Monate war er allein auf der Insel
und starrte stupide in ein Wassergerinnsel.
Dank ihm konnt' er notdürftig und grad eben
das Dasein hier irgendwie überleben.

Ein Stoßgebet sendet er: "Lieber Gott, bitte…"
Da hört er hinter sich leichtfüßige Schritte.
Eine Frau sprach ihn an: "Ich war die dritte,
die an Land gespült wurde… Und ich heiße Brigitte!
Die andre Gestrandete hat's nicht überlebt.
Sie wurde gebissen und eingewebt.
Wie geht’s Ihnen? Komm'n Sie, ich lade Sie ein,
in meinem Zuhause mein Gast zu sein!"

Sie liefen landeinwärts zwei Tage und dann
kamen beide an dieser Hütte an:
Ein Juwel voller Blüten! Und die Kälte der Nacht
schwand dahin, als sie das Feuer entfacht,
das auflodernd und knisternd den Raum erhellt,
und ihn vor eine Frage stellt:
"Sag bitte mir, wie hast du's gemacht?
Wie hast du dir all das hier ausgedacht?"
"Nun, ich habe zwischen all den Bäumen
begonnen, einfach aufzuräumen.
Und hab' nicht nur in den Himmel geguckt,
sondern kräftig in meine Hände gespuckt."

Don

Informationen zum Gedicht: Gestrandet

1.215 mal gelesen
(Eine Person hat das Gedicht bewertet. Der Durchschnitt beträgt 1,0 von 5 Sternen)
-
11.10.2014
Das Gedicht darf nur mit einer Erlaubnis des Autoren kopiert oder veröffentlicht werden. Jetzt Anfrage stellen.
Anzeige