Yoga

Ein Gedicht von Klaus Enser-Schlag
Im Schneidersitz auf Kunststoffmatte
heb´ ich das rechte Bein nun an.
Thai Chi-Musik von der Schallplatte,
ich streck´ das Bein, so hoch ich kann.

„Ich bin aus Gummi“, stell ich mir vor,
mein großer Zeh steckt nun im Mund,
so wie ein großer Inkubator,
ist das denn wirklich so gesund?

Ich sage: „Om!“ und möchte fliegen,
wo bleibt die Schwerelosigkeit?
Gleich werd´ ich einen Brechreiz kriegen,
der Zeh drückt meinen Gaumen breit!

Die linke Hand an rechter Hüfte,
die andre Hand tief am Gesäß,
dazu die süßen Moschus-Düfte,
aus einem indischen Gefäß.

Nun steck ich fest! Ich bin verknotet!
Kann mich nicht regen und sitz´ starr.
Obwohl ich alles ausgelotet,
scheint eine Lösung undenkbar.

Die Sitar-Musik, sie spielt leise,
ich atme tief den Moschus ein.
Und jene süße Todesweise,
wird nun mein letztes Mantra sein…

Informationen zum Gedicht: Yoga

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08.06.2021
Das Gedicht darf unter Angabe des Autoren (Klaus Enser-Schlag) für private Zwecke frei verwendet werden. Hier kommerzielle Anfrage stellen.
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