Der Erbschleicher

Ein Gedicht von Klaus Enser-Schlag
Zur Arbeit war ich stets zu faul,
drum brauchte ich Ideen,
dass ich mein Glück nie mehr vergraul‘,
wer ernten will, muss säen…

Zu alten Damen bin ich nett,
sie brauche ja viel Liebe.
Ich geh‘ mit denen nicht ins Bett,
ich habe and’re Triebe…

Ich geb‘ mich als katholisch aus,
als frommer Zeitgenosse,
da springt dann meistens etwas ´raus,
in Wahrheit ist’s nur Posse…

Die Jesus-Bildchen geb‘ ich gern
und mach‘ mich unentbehrlich.
Ja, darin liegt des Pudels Kern:
Nur scheinheilig – nie ehrlich!

Zum Kaffee lad‘ ich gerne ein,
dazu ´ne bill’ge Torte.
Die Damen finden das sehr fein,
und ich sag‘ süße Worte…

Mein Beuteschema ist perfekt:
Allein und ohne Anhang.
Hab’s immer gründlich abgecheckt,
ist stets der gleiche Vorgang.

Auf diese Weise hab‘ ich schon
manch‘ Konto leer geheuchelt.
Für’s Geld hab‘ ich ´ne Obsession,
wenn’s auch die Ehre meuchelt…

Informationen zum Gedicht: Der Erbschleicher

985 mal gelesen
28.08.2015
Das Gedicht darf nur mit einer Erlaubnis des Autoren kopiert oder veröffentlicht werden. Jetzt Anfrage stellen.
Anzeige